Bernhard Hoëcker: "Als Nandu darf man alles"

Bernhard Hoëcker: "Als Nandu darf man alles"
Als Verbraucher ist man heutzutage schnell der Dumme: Ob im Dickicht der Handytarife, im Umgang mit Behörden oder beim Einkaufen im Internet – die Fallstricke lauern überall. Das ZDF nimmt besonders kuriose Fälle in Sketchen, Reportagen und Studioaktionen nun in einer neuen Comedysendung auf die Schippe. "Ohne Garantie" (ab Freitag, 11.7., 22.30 Uhr) läuft in der Sommerpause der "heute-show". Dabei geht es unter anderem um die Frage, ob billige Elektrogeräte den Käufer am Ende teuer zu stehen kommen oder wie "bio" eine importierte Bio-Kartoffel aus Ägypten wirklich ist. Der Mainzer Kabarettist Lars Reichow moderiert, Bernhard Hoëcker schlägt sich durch den Verbraucherdschungel. Der wäre übrigens gern ein Nandu.

Herr Hoëcker, Ihre neue ZDF-Sendung heißt "Ohne Garantie". Worum geht’s?

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Bernhard Hoëcker: Wir wollen Verbraucherthemen ebenso aufklärerisch wie humoresk aufbereiten. Es geht um Steuern, sinnlose Gesetze oder klassische Irrtürmer wie: Bio ist total gesund und ökologisch der Hammer.

Was haben Sie denn gegen Bio-Lebensmittel?

Hoëcker: Grundsätzlich gar nichts. Aber wenn ich in einen Bioladen gehe und denke, die Ananas ist total biologisch, dummerweise wurde die aber in Südafrika eingefroren und mit einem Kühlschiff über den Äquator geschippert, dann ist sie vielleicht ohne Pestizide angebaut – aber sie hat unfassbar viel Energie verbraucht. Es geht darum, dass die Leute auf sowas aufmerksam gemacht werden.

Demzufolge ist die Show nicht als bloße Comedy gedacht, sondern soll auch Missstände aufzeigen und abschaffen?

Hoëcker: Abschaffen kann das nur der Einzelne. Dann ändert sich vielleicht auch die Gesellschaft. Wir wollen Zusammenhänge erklären, aber auch einfach von Sachen erzählen, die lustig sind. Zum Beispiel sind einem privaten Züchter in Norddeutschland mal sieben Nandus abgehauen, das sind Straußenvögel aus Südamerika. Die haben sich jetzt zu 120 wild lebenden Nandus vermehrt. Die zerstören die Ernte, laufen vor Autos, richten also Schäden an. Man darf sie aber nicht jagen, denn diese Art ist gesetzlich nicht erfasst. Als Nandu darf man alles. Deshalb habe ich mich als Nandu verkleidet und Rasen betreten, wo ich nicht durfte, und Wasser getrunken wo steht: Kein Trinkwasser.

"Ich beschwere mich eigentlich nur, wenn ich den Eindruck habe, ich wurde geleimt"

Worüber haben Sie sich als Verbraucher zuletzt geärgert?

Hoëcker: Mich nervt es zum Beispiel, dass ich regelmäßig von einem meiner beiden Telefonanbieter einen neuen Tarif angeboten kriege, der 20 Euro teurer ist als der, den ich jetzt habe. Wenn die dann mal wieder anrufen, mache ich mir den Spaß und lasse die das komplette Programm erklären. Richtig verärgert bin ich nur, wenn Geräte kaputt sind, meistens sind es Drucker, und dann ist die Garantie vor einer Woche abgelaufen. Da kriege ich wirklich Pickel.

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Hatten Sie schon Ärger bei Internet-Bestellungen?

Hoëcker: Reingelegt wurde ich noch nicht, die Bestellungen laufen an sich ganz gut. Aber es gibt da ein Transportunternehmen, das unter aller Sau ist, da hatte ich an Weihnachten langwierige Probleme mit einer Lieferung. Ich war beim ersten Versuch nicht da, und als ich eine erneute Zustellung wollte, war die entsprechende Frist abgelaufen. Die richten ihren Service genau so ein, dass man am Ende der Depp ist.

Beschweren Sie sich in schlimmen Fällen?

Hoëcker: Ich beschwere mich eigentlich nur, wenn ich den Eindruck habe, ich wurde geleimt. Meistens bin ich ja selber schuld. Ich habe Fristen nicht eingehalten oder mir die Bedienungsanleitung nicht richtig durchgelesen. Aber vor einer Weile bin ich auf ein Angebot reingefallen und habe meine Mailadresse zu einer Bezahladresse gemacht, obwohl ich das gar nicht wollte. Als dann Zahlungsaufforderungen eintrudelten und später Anwaltsdrohungen, habe ich gesagt: Kein Problem, da gehen wir vor Gericht – da hab ich Bock drauf, das auszufechten.

Wie ist die Sache ausgegangen?

Hoëcker: Die haben sich irgendwann einfach nie wieder gemeldet. Auch mit einem Mobilfunkanbieter hatte ich schlimmen Ärger, da hatten die meiner Mutter einen Vertrag untergejubelt, das war schlichtweg Betrug. Ich merke jetzt schon wieder, wie ich mich aufrege – danke, dass Sie mich daran erinnern! (lacht)

"Die Sendung klärt mich selber auf, das ist für mich total spannend"

Wären die Hotlines und Beschwerdestellen von Firmen nicht auch ein schönes Thema für "Ohne Garantie"?

Hoëcker: Wir haben uns überlegt, ob wir darauf in der Sendung eingehen sollen. Das Problem: Unser Opfer wäre dann der Mitarbeiter im Callcenter, aber der ist ja selber Opfer, nicht Täter. Das ist ja die Organisation obendrüber. Genauso wenig wollen wir den Verkäufer im Biomarkt bloßstellen, sondern das Konzept Biomarkt hinterfragen.

Haben Sie sich darauf eingestellt, dass es Ärger gibt, wenn Sie Werbelügen anprangern oder Firmen auf den Schlips treten?

Hoëcker: Das Schöne ist: Ich bin Schauspieler und Comedian, den Ärger kriegt ja der Sender ab, die Redaktion oder der Autor. Am Ende geht wahrscheinlich der Praktikant ins Gefängnis (lacht).

Sie gelten als wandelndes Lexikon und bezeichnen sich selber als Besserwisser…

Hoëcker: Die Presse und meine Kollegen bezeichnen mich als Besserwisser, ich selber nicht. Ich weiß, dass ich sehr vieles nicht weiß – aber ich weiß sehr gut, wann ich meinen Mund halten muss. Ich habe Inselwissen, und wer nur Inselwissen hat, braucht eine gute Seekarte.

Können Sie in der Show selber noch dazulernen?

Hoëcker: Die Sendung klärt mich selber auf, das ist für mich total spannend. Zum Beispiel: Ich gehe wahnsinnig gerne spät einkaufen, da ist es im Supermarkt so herrlich leer und entspannt. Und dann ärgere ich mich, wenn ich vor dem Regal stehe und da liegt nur noch ein kümmerlicher Chinakohl. Aber inzwischen weiß ich, dass das genau richtig ist – dann nehme ich den letzten Chinakohl mit nach Hause, und nichts wird vom Supermarkt weggeworfen.