Der Mann sei nach seiner Freilassung auf dem Weg zurück in die östliche Stadt Gombi wieder von Bewaffneten überfallen worden, sagte der Mitarbeiter der Deutschen Welle, Thomas Mösch, am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) unter Berufung auf Augenzeugen. Mösch leitet den Dienst der Deutschen Welle in der Sprache Haussa, die im Norden Nigerias und in Nachbarländern gesprochen wird. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes bestätigte die Entführung, gab aber keine weiteren Informationen.
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Der Entführte leitet ein Berufsbildungszentrum in der Stadt Gombi im Bundesstaat Adamawa im Nordosten Nigerias. Wie Augenzeugen der Deutschen Welle am Mittwoch berichteten, lauerten vier Bewaffnete dem Lehrer am Morgen auf. Eine Gruppe von Bürgerwehr-Mitgliedern habe die Kidnapper verfolgt, ohne zunächst etwas ausrichten zu können.
Der deutsche Lehrer arbeitet für das Technical Training Centre (TTC), eine Ausbildungsinitiative der Regierung des Bundesstaats Adamawa gegen die massive Jugendarbeitslosigkeit. Dabei werden jährlich Hunderte Schüler an mehreren Schulen im Bundesstaat ausgebildet, beispielsweise als Tischler und Automechaniker. Mehrere deutsche Lehrer wurden dafür engagiert. Ein Großteil von ihnen soll jetzt nach Informationen der Deutschen Welle vorübergehend ausgeflogen werden.
Zu den Hintergründen der Entführung ist noch nichts bekannt. Ein Regierungssprecher in Adamawa sagte der Deutschen Welle, die Polizei habe bereits Ermittler nach Gombi geschickt. Die Stadt liegt unweit der Grenze zum Bundesstaat Borno, dem Stammland der Terrorgruppe Boko Haram.
Die Gruppe mit Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida kämpft gegen die nigerianische Regierung und für die Einführung des islamischen Rechts im Norden des Landes. Wie die Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch am Dienstag berichtete, verübte Boko Haram ("Westliche Bildung ist Sünde") allein in der ersten Jahreshälfte etwa 95 Anschläge. Dabei seien mindestens 2.053 Zivilisten getötet worden.