Deutsche Einheit: Kirchen fordern sozialen Ausgleich

Deutsche Einheit: Kirchen fordern sozialen Ausgleich
Der soziale Ausgleich zwischen Arm und Reich ist nach Auffassung der beiden großen Kirchen unverzichtbar für die Einheit in Deutschland. "Einheit und Gerechtigkeit gehören zusammen", sagte der Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, am Sonntag im zentralen ökumenischen Gedenkgottesdienst in Bremen zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit. Osnabrücks katholischer Bischof Franz-Josef Bode verwies auf Schwierigkeiten im Einheitsprozess.

Der Prozess der Wiedervereinigung habe unter Vorurteilen, Profitgier, der Herrschaft des Marktes und undurchsichtigen Machenschaften gelitten, sagte Bischof Bode. Doch die Wende habe hundertfach Früchte gebracht, die ohne Zweifel das Misslungene aufwiegen, unterstrich Bode. Um die Einheit voranzubringen, sei solidarischer Einsatz nötig: "Dann werden Menschen aller Generationen eine gesegnete Zukunft ernten."

Brahms sagte, die Grenze stehe heute nicht mehr zwischen Ost und West. "Die Mauer, die Arm und Reich heute trennt, verläuft genauso zwischen Nord und Süd, zwischen einzelnen Kommunen und Stadtteilen." Vielerorts sei eine wachsende soziale Spaltung spürbar. "Wo Gerechtigkeit fehlt, ist die Einheit gefährdet", mahnte der Theologe.

Friede ist die schönste Frucht

Eine Frucht der Gerechtigkeit sei Frieden, sagte Brahms. "Es ist vielleicht die schönste Frucht der friedlichen Revolution, die zur Deutschen Einheit führte." Wer aber nur den eigenen Bonus im Blick habe, gefährde das Zusammenwachsen. Brahms betonte, dass es genügend Gründe gebe, den Tag der Deutschen Einheit ausgelassen zu feiern. So könne sich Deutschland über ein breites bürgerschaftliches Engagement freuen. "Dieses Engagement zu fördern, stärkt die Einheit und die Demokratie."

Der Gottesdienst war protokollarischer Auftakt der zentralen Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit. Als Gäste wurden unter anderem Bundespräsident Christian Wulff, Bremens Bürgermeister und Bundesratspräsident Jens Böhrnsen (SPD) sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet. Bremen ist Gastgeber der diesjährigen Einheitsfeiern, weil das kleinste Bundesland mit Böhrnsen an Spitze derzeit den Vorsitz im Bundesrat hat.

epd