Ostern mit Knall

Ostern mit Knall
Foto: iStockphoto
Die NRA bewaffnet jetzt schon Hänsel und Gretel. Was wäre gewesen, wenn Jesus ein Gewehr gehabt hätte?

Frohe Ostern allerseits! Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Dieser Ruf schallt heute um die ganze Welt. Doch nicht alle Menschen glauben an diese zugegebenermaßen unglaubliche Geschichte: Diese Botschaft „Jesus ist von den Toten auferstanden!“. Manche halten sie auch für ein Märchen, eine Legende, ja sogar für bewusste Lügen.

Bleiben wir mal bei den Märchen. Die wurden jetzt in den USA ein wenig umgeschrieben. Sie wissen ja: In den Vereinigten Staaten von Knallerika gibt es eine ausgesprochen aktive Waffenlobby, die darauf besteht, dass jeder und jede sich bewaffnen kann und darf und möglichst auch muss, der oder die das möchte.

Nun also gibt es eine neue Variante einiger Märchen: Rotkäppchen und Hänsel und Gretel, um genauer zu sein. Der Knaller an diesen Neuerzählungen: Es kommt gar nicht erst zum großen Drama, denn die Opfer sind bewaffnet und wissen sich zu wehren! Der Wolf will die Großmutter fressen? Kommt gar nicht in die Tüte, ich baller dir aber so was von die Zähne aus dem stinkenden Maul, dass die Gebrüder Grimm im Grab einen Herzschlag kriegen! Die Hexe will Hänsel und Gretel fangen? Keine Chance: Mit ihren herzigen Kindergewehren fuchteln sie der Hexe so heftig unter der knolligen Nase herum, dass diese vor Schreck ohnmächtig wird. Oder so ähnlich.

Und die Moral von der Geschicht? Eine Welt, in der jeder eine Waffe hat, ist viel friedlicher. Erinnert ein wenig an den Kalten Krieg, die Logik. War nur begrenzt schön. Und uns stellt sich die Frage: Was wäre gewesen, wenn Jesus ein vorschriftsmäßig bewaffneter US-Amerikaner mit NRA-Mitgliedsausweis gewesen wäre? Na, ganz einfach: Es gäbe keinen Osterhasen! Denn die Soldaten hätten es niemals gewagt, Jesus festzunehmen, wäre dieser bewaffnet gewesen. Ganz bestimmt nicht. Und wäre er vor Pilatus gekommen, hätte Jesus sicherlich nur einmal seine vollautomatische Waffe gezogen und den römischen Statthalter im Nullkommanix umstimmen können. Keine Kreuzigung, keine Auferstehung, kein Osterhase. Wäre auch irgendwie blöd. Aber vielleicht hätten Hänsel und Gretel ja jetzt Zeit, ein paar Eier zu verstecken. Die Großmutter hilft sicher beim Bemalen. Schokolade und sonstiger Süßkram vom Lebkuchenhaus ist auch noch vorhanden.

Blöderweise gab es da noch diese Szene bei der Festnahme Jesu, Matthäus 25:

51 Und siehe, einer von denen, die bei Jesus waren, streckte die Hand aus und zog sein Schwert und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab.

52 Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.

53 Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, dass er mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schickte?

54 Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, dass es so geschehen muss?

Jesus hat also was gegen Waffeneinsatz, selbst, um sich selber zu verteidigen. Das ist aus Sicht der NRA natürlich ein wenig ungünstig. Allerdings, wenn man es ganz genau nimmt: Gegen Gewehre und andere Schusswaffen hat er ja nichts gesagt. Nur gegen Schwerter. Na, dann lasst uns doch einfach alle weiterballern. Frohe Ostern! Er ist wahrhaftig auferstanden!

weitere Blogs

Symbol Frau und Sternchen
Geschlechtsneutrale oder geschlechtssensible Sprache erhitzt seit Jahren die Gemüter. Nun hat die Bayrische Landesregierung das Gendern verboten. Die Hessische Landesregierung will das Verbot ebenfalls einführen.
Ein spätes, unerwartetes Ostererlebnis der besonderen Art
Ein mysteriöser Todesfall, das Mauern der Einheimischen und eine latente Homophobie begegnen einer lesbischen Pastorin bei ihrer Ankunft in einer ostdeutschen Kleinstadt. Aus der Großstadt bringt sie zudem ihre persönlichen Konflikte mit. Beste Zutaten für den Debütroman „In Hinterräumen“ von Katharina Scholz.