Ein bisschen weniger schlimm

Ein bisschen weniger schlimm
Von Zeit zu Zeit die Welt beobachten. Und leider ist sie furchtbar kaputt.

Kaputt war die Welt natürlich schon immer. Nur dass es uns in Mitteleuropa gerade vielleicht mehr bewusst wird.
Weil in Bucha die Leichen der ermordeten Zivilist*innen auf der Straße liegen. Weil wir, anders als im in Deutschland eigenartig vergessenen Jugoslawienkrieg, Angst auch um uns hier haben. Und weil auch unsere Art zu leben und zu wirtschaften, auch unser Geld den Angriffskrieg Putins auf die Ukraine ermöglicht hat. Weil unsere alten Antworten falsch geworden sind. Aber vielleicht waren sie das schon immer.
„Wir ziehen mit unserem täglichen Leben eine Spur der Verwüstung durch die Erde, was immer wir tun hat Konsequenzen“, hat Wirtschaftsminister Robert Habeck letzte Woche bei Markus Lanz gesagt. Und weiter sagte er: „Wir sind keine Engel, aber wir können versuchen, Schritt für Schritt die Konsequenzen ein bisschen weniger schlimm zu machen.“ (ganze Sequenz hier: https://twitter.com/NurderK/status/1509679865238331396 )

Ich bin froh, dass ich keine Wirtschaftsministerin bin und keine Vorsitzende des Verteidigungsausschusses. Ich bin froh, dass das Herr Habeck und Frau Strack-Zimmermann sind. Ich bin die letzte, die weiß, was jetzt genau zu tun ist (natürlich mehr Sanktionen, aber wie genau?). Nur eins ist mir klar: das ist nichts, was sich einfach durch individuelles Anders-Verhalten schaffen lässt.

Meine Freundin Doro sagt, ich könne dennoch an einer Stelle anfangen. Das hat sie von der Künstlerin Yoko Ono gelernt. Ich solle etwas Kaputtes reparieren - mit Sachen, die ich im Haushalt habe. Das Kaputte werde vielleicht etwas anderes werden als zuvor. Aber das mache nichts. Es komme auf das Reparieren an.

Natürlich wissen wir beide, dass ein mit Tape zusammengeklebter Teller in Hildesheim nichts ändert an dem Schmerz jenes einen Mädchens in Mariupol. Es ist ein hilfloser Versuch.

Aber vielleicht ist er dennoch ein Teil dieser großen Reparatur, an die ich trotz allem fest glaube: diese große Reparatur der ganzen kaputten Welt. Ein zusammengeklebter Teller. Ein mit Hilfsgütern beladener Zug von DB Cargo.  Ein Platz in einer Traumaklinik. Eine russlanddeutsche Frau, die übersetzt. Ein Ermordeter und Gefolterter, der am dritten Tage aufersteht. Ein Frühling mitten im Schnee.

Wenn ich Jesus richtig verstanden habe, dann ist das so: Es gibt nicht nur die Spur der Verwüstung, sondern auch die des Reparierens. Und sie hat zu tun mit der, die wir G*tt nennen oder: Anfang und Ende von allem.

 


Wochenaufgabe also:

Repariere etwas.

Und lass zu, dass auch in dir etwas repariert werden kann.

Und in der Welt.

 

 

 

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