Gartenscherenmantra

Gartenscherenmantra

Kleinteiliger Fummelkram, bei dem Geduld und Feinmotorik gefragt sind, sind nicht so sehr meine Sache. Ich bin eher die Frau fürs Grobe. Gibt es im Haus etwas Handwerkliches zu tun, habe ich schon die Bohrmaschine im Anschlag, wenn der Mann noch ausgiebig die Gebrauchsanleitung liest. Schrauben, hämmern, sägen – alles kein Problem für mich.

Seltsamerweise lässt mich meine zupackende Hand regelmäßig im Stich, wenn es um das Aus- und Beschneiden von Büschen, Sträuchern und Bäumen geht. Trotz inzwischen mehr als dreijähriger Gartenerfahrung und regelmäßiger Postings in diesem Blog zum Thema bin ich nach wie vor zögerlich und unsicher beim Thema Rückschnitt.

Obwohl ich es besser weiß, fürchte ich, beim Rückschnitt etwas falsch zu machen und die Pflanze zu schädigen, statt ihr etwas Gutes zu tun. Ein abschreckendes Beispiel sehe ich jeden Tag, wenn ich vor die Tür gehe: Drei Häuser weiter hat ein Nachbar zwei wunderschöne Zier-Ahorne schrecklich verunstaltet, indem er sie einfach geköpft hat, vermutlich um mehr Licht ins Haus zu lassen. Die Skelette, die nun noch übrig sind, sehen so mitleiderregend aus, dass es meiner Meinung nach besser gewesen wäre, die Bäume ganz abzusägen.

Aber der Amoklauf mit Motorsäge und Heckentrimmer ist meiner Erfahrung nach eher ein Männerding. Y-Chromosom-Besitzer leiden öfter mal unter dem Weg-Ab-Raus-Syndrom. Wenn der Mann im Garten zur Tat schreitet, halte ich mich in seiner Nähe auf, damit ich mich notfalls schützend über eine Pflanze werfen kann, die er mal wieder zum Unkraut erklärt. Und ich erinnere mich an den Stiefvater, der es geschafft hat, zwei (!) Mal mit dem Rasenmäher den Lieblingsrosenstrauch der Mutter abzurasieren (unabsichtlich, wie er bis heute beteuert), was die bis dahin recht harmonische Beziehung auf eine ernsthafte Probe stellte. Inzwischen ist die Ehe aber gerettet: Der besagte Rosenstrauch ist der stärkste, gesündeste und blühfreudigste im Garten und der Mutter ganzer Stolz.

Das sollte mir eigentlich Lehre genug sein und mich ruhig etwas grobmotorischer mit der Gartenschere agieren lassen. Trotzdem, das folgende Mantra werde ich vermutlich wiederholt vor mich hinmurmeln müssen, wenn es in den nächsten Tagen ans Zurückschneiden geht:

 

Warum ein Rückschnitt in vielen Fällen wichtig ist:

  • * Er hält die Pflanze gesund, wenn dabei alte, abgestorbene und von Krankheiten befallene Teile entfernt werden.
  • * Durch Ausdünnen bekommt die Pflanze mehr Licht und Luft, was sie vor Krankheitsbefall schützt.
  • * Er fördert oftmals das Wachstum und die Blühfreudigkeit durch Verjüngung.
  • * Die Pflanze bekommt eine ansehnliche Form und kann größenmäßig unter Kontrolle gehalten werden.
  • * Die Eigenschaften von buntblättrigen Sorten werden erhalten, indem man die einfarbig-grünen Teile entfernt.

Faustregel für das Timing:

Pflanzen, die VOR Juni blühen, direkt nach dem Blühen zurückschneiden, Pflanzen, die NACH Juni blühen, im Winter zurückschneiden.

Wichtig zu beachten

  • * Scharfes, sauberes Werkzeug verwenden.
  • * Immer knapp über einem Trieb schneiden, am besten über einem nach außen weisenden Trieb, so erhält die Pflanze eine offene, luftige Form. Je nachdem, welche Form die Pflanze bekommen soll, kann aber natürlich auch ein anderer Trieb gewählt werden.
  • * Schräg schneiden (45-Grad-Winkel), wobei die höhere Seite über dem Trieb liegt und nach der anderen Seite abfällt. So kann Regenwasser ablaufen und die Pflanze gesund bleiben.
  • * Schwache, dünne Zweige weiter zurückschneiden als starke. Bei Büschen die Seitentriebe, die von unten sprießen, ganz abschneiden.
  • * Sehr dichte Büsche ausdünnen, sodass Licht und Luft zirkulieren können. Zweige, die aneinander reiben, entfernen.

Diese Pflanzen sollten noch diesen Monat zurückgeschnitten werden:

Wein, Hartriegel, Apfel- und Birnbäume (aber NICHT Spalierobst, dies sollte im Sommer beschnitten werden), laubabwerfende Bäume, Rosen, Blauregen, Schmetterlingsflieder, Holunder.

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