Ökumene, die bewegt

Ökumene, die bewegt

Wann erlebt man das schon einmal: einen katholischen Oberhirten, noch dazu den obersten in Deutschland, Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch, von der Kanzel einer evangelischen Kirche predigend. Der große ökumenische Gottesdienst am Freitagabend beim Mannheimer Katholikentag bot eine Menge beeindruckender, ja bewegender Momente. Die Besucher in der vollbesetzten Christuskirche der Quadratestadt erlebten einen der geistlichen Höhepunkte des Treffens.

Das dpa-Foto, geschossen von Uwe Anspach, zeigt (von links) den badischen  Landesbischof Ulrich Fischer, die evangelisch-methodistische Bischöfin Rosemarie Wenner, den altkatholischen Bischof Matthias Ring, den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und den Vorsitzenden der orthodoxen Bischofskonferenz, Metropolit Augoustinos.

So würdig die Feier, so klar der Befund über den gegenwärtigen Stand der Ökumene. Der badische evangelische Landesbischof Ulrich Fischer nahm sich kein Blatt vor den Mund, sprach von "Enttäuschung und Mutlosigkeit". Das ökumenische Miteinander sei oft nur ein Nebeneinander. "Wir alle wissen, dass es so nicht weitergehen kann": Das sind deutliche Worte, die man so nur selten aus dem Mund eines Kirchenverantwortlichen hört. Wir müssen uns ändern: nicht nur bei unserem Lebensstil, sondern auch, wenn wir wirklich die eine Kirche wollen.

Der scheinbare Stillstand

Zollitsch, dem übrigens auf der über dem Altar postierten Kanzel eine gewisse Unsicherheit anzumerken war, formulierte deutlich defensiver. Es reiche nicht aus, nur eine Zweckgemeinschaft zu bilden, so der Erzbischof. Es gehe um das Bemühen, auch menschlich und geistlich die Gemeinschaft zu leben. Zollitsch verwies auf die ökumenischen Gemeindepartnerschaften, die es seit 2004 in Baden gibt: "Statt zu klagen über einen scheinbaren Stillstand in der Ökumene, gilt es, danach zu schauen, wie wir einander helfend entgegenkommen können."

Musikalisch und liturgisch wurde die Feier von der orthodoxen Kirche dominiert: ein Zeichen, dass es nicht immer nur um evangelisch-katholische Probleme geht, sondern dass die Christenheit wesentlich vielfältiger ist. Im Zentrum des Gottesdienstes stand – wie schon beim Ökumenischen Kirchentag in München – die sogenannte Artoklasie, eine orthodoxe Mahlfeier. Das Brot, das durch die ganze Kirche gereicht wurde, ist Symbol für die Verbundenheit der Christen, auch wenn es bis zur Einheit noch weit sein mag.

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