Erdbeben in Chile: Wut, Hoffnung, Verzweiflung

Erdbeben in Chile: Wut, Hoffnung, Verzweiflung
Ein schweres Erdbeben hat Chile erschüttert - und wir sind ohnmächtig angesichts solcher Katastrophen. Vom sicheren Deutschland aus: Was können wir tun? Helfen Gebete gegen Naturgewalten?
27.02.2010
Von Ralf-Peter Reimann

Nachrichten auf CNN, Twitter-Meldungen: ein Erdbeben hat Chile erschüttert, ein Tsunami rollt auf die Pazifiküste zu. Telefonieren nach Chile scheint unmöglich, nur ein Besetztzeichen, wir erreichen unsere Freunde nicht. Während der Fernseher im Wohnzimmer läuft, fragen die Kinder, was unsere Freunde machen, wie es ihnen geht. Eine Antwort kann ich ihnen nicht geben.

Wir sitzen im sicheren Deutschland und können nur abwarten, was die Nachrichten bringen – und ob wir irgendwann telefonsich durchkommen.

Gegen Naturgewalten sind wir machtlos und ihnen ausgeliefert. Meine Frau hat vor Jahren in Mexiko-Stadt ein Erdbeben von 8,2 auf der Richterskala erlebt, jetzt in Chile waren es 8,8, und wir können uns das Ausmaß der Zerstörung vorstellen.

Wie geht es unseren Freunden? Im Sommer hatten wir sie zuletzt in Deutschland gesehen. Man sorgt sich zunächst um die Menschen, die man kennt, aber die Naturgewalten treffen alle Menschen in der Region. Wir können nur die Nachrichten verfolgen und abwarten. Ich spreche ein stilles Gebet. Wofür soll ich beten? Helfen Gebete gegen Naturgewalten? Wie kann ich unseren Kindern erklären, was passiert ist und was noch mit der Flutwelle an Zerstörung zu erwarten ist?

Muss man solche Zerstörung durch die Natur einfach hinnehmen? Gibt es einen Schuldigen? Wer ist verantwortlich?

Eine Flutwelle ist angekündigt – bei einem Tsunami denke ich unwillkürlich an die Sintflut, die die Erde überflutete und das Leben vernichtete. Nach der Flut gibt Gott – so berichtet die Bibel – den wenigen Überlebenden ein Versprechen:

Ich gebe euch die feste Zusage: Ich will das Leben nicht ein zweites Mal vernichten. Die Sintflut soll nicht noch einmal über die Erde hereinbrechen. (1. Mose 9,11)

Ich weiß nicht, wie tragfähig diese Worte für mich jetzt sind. Können sie mir Hoffnung geben, dass trotz allem das Ausmaß der Zerstörung sich in Grenzen halten wird? Ich möchte darauf vertrauen, gleichzeitig ärgere ich mich, weil dieses Versprechen durch die Wirklichkeit nicht gedeckt scheint. Ich schwanke zwischen Hoffen und Wut und Verzweiflung - und warte.