Müntefering wartet auf Reaktion von der "Bunten"

Müntefering wartet auf Reaktion von der "Bunten"
Hat die "Bunte" verschiedene Politiker unlauter überwachen lassen? Ex-SPD-Chef Müntefering erwartet von dem Blatt nun eine Aussage zu den dubiosen Recherchemethoden.

Der SPD-Politiker Franz Müntefering erwartet von der "Bunten" eine individuelle Reaktion auf Enthüllungen, wonach die Zeitschrift 2008 sein Privatleben ausforschen ließ. "Ich warte gespannt, wann die Verantwortlichen der 'Bunten' sich mir und anderen Betroffenen gegenüber erklären oder ob sie die angewandten Methoden zu diesem Anlass für normal und gerechtfertigt halten und deshalb keinen Erklärungsbedarf sehen", erklärte Müntefering. Er sei neugierig, ob es in der deutschen Medienwelt einen Ehrenkodex gebe, der zu einer "öffentlich nachvollziehbaren Behandlung des Vorgangs" führe.

Durch einen Bericht des "Stern" war zuvor bekanntgeworden, dass die Berliner Bild- und Presseagentur CMK das Privatleben von Müntefering sowie von Oskar Lafontaine (Linke) und Horst Seehofer (CSU) zeitweise überwacht hatte. Der Burda-Verlag, der die "Bunte" herausgibt, bestätigte die Erteilung der Aufträge an CMK, erklärte aber zugleich, dass man von angeblich unlauteren Methoden der Agentur nichts wisse. Burda strebt nun eine Unterlassungsklage gegen den "Stern" an.

Interne Unterlagen

Der "Stern" stützt sich auf interne Unterlagen der CMK sowie auf Aussagen ehemaliger Mitarbeiter der Firma. Im Fall des früheren SPD-Vorsitzenden Müntefering hätten CMK-Mitarbeiter Ende 2008 über Monate den damaligen Wohnsitz in Berlin observiert, um Details über die Beziehung zu seiner heutigen Frau Michelle Schumann zu ermitteln und heimlich Fotoaufnahmen zu machen. Bei der Aktion sei unter anderem der Briefkasten von Schumann manipuliert worden.

Die Chefredaktion der "Bunten" erklärte in Reaktion auf die Müntefering-Vorwürfe, es gebe bereits seit vielen Jahren einen Ehrenkodex des Deutschen Presserates, an den sich die "Bunte" selbstverständlich halte. Spitzenpolitiker wie Müntefering hätten eine Vorbildfunktion. Ihr Privatleben sei für die Öffentlichkeit von Bedeutung, weil sie "Leitfiguren unseres Wertesystems" seien.

Investigativer Journalismus?

Die "Bunte" habe der CMK den Auftrag erteilt, einer Information nachzugehen, wonach eine entscheidende Veränderung im Leben von Müntefering eingetreten sei. Parallel dazu hätten auch Redakteure der "Bunten" zu dieser Information recherchiert. Investigativer Journalismus sei selbstverständlicher Bestandteil der Pressefreiheit. Die Zeitschrift arbeite zudem seit vielen Jahren mit CMK zusammen, dabei habe es keine Hinweise auf unseriöse Recherchemethoden gegeben.

Die CMK erklärte bereits am Mittwoch, sie verurteile "jegliche widerrechtlichen oder unlauteren Arbeitsmethoden". Sie halte sich an die presse- und standesrechtlichen Grundsätze, widerrechtliches Verhalten werde nicht geduldet. Die in dem "Stern"-Artikel unterstellten, offenbar von zwei ehemaligen freien CMK-Mitarbeitern angewandten Methoden würden ausdrücklich missbilligt. Man werde den Vorgang "intern genauestens prüfen". Die Zusammenarbeit mit den beiden freien Mitarbeitern habe CMK im April 2009 aufgekündigt, weil deren Arbeitsmethoden nicht mit "professionellen Grundsätzen" vereinbar gewesen seien.

Persönlichkeitsrecht verletzt

Die Veröffentlichung des "Stern" hatte bei Politikern scharfe Kritik ausgelöst. Die frühere Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) sagte der "Welt": "Hier ist das Persönlichkeitsrecht in eklatanter Weise verletzt worden. Das Bürgerliche Gesetzbuch sieht für dieses Delikt Schadenersatz vor." Der Bundesgeschäftsführer der Linken, Dietmar Bartsch, sagte: "Es ist unfassbar, was in diesem Land geschieht. Eigentlich müsste sich der Verlagschef Hubert Burda für diese Vorgänge entschuldigen."

epd