Lions Gate Bridge verbindet olympische Schauplätze

Lions Gate Bridge verbindet olympische Schauplätze
In symbolischer Hinsicht stellen die Olympischen Tage selbst eine Brücke dar. Aus Vancouver berichtet der evangelische Olympiapfarrer Thomas Weber über Orte der Stille und Begegnungen.
25.02.2010
Von Thomas Weber

Es war in den letzten Tagen sehr angenehm, am späten Nachmittag im Stanley-Park, der sich direkt am Meer im Westen Vancouvers befindet, einen Spaziergang zu machen und den Sonnenuntergang über dem Wasser zu erleben. Dabei führt der Promenadenweg unter der mächtigen Lions Gate Bridge, die das Zentrum Vancouvers mit den nördlichen Stadtteilen verbindet, hindurch. Dieses riesige Bauwerk verbindet die Schauplätze der Olympischen Spiele. Über die Brücke führen nämlich in diesen Tagen die täglichen Fahrten, so etwa nach Whistler, wo zahlreiche Wettbewerbe stattfinden. Zwei Stunden dauert die beschwerliche Fahrt zu den Wettkampfstätten in den Bergen.

Mildester Winter seit über 100 Jahren

Überquert man die Lions Gate Bridge erhebt sich nicht weit entfernt schon der Cypress-Mountain. Die Snowboard-, Freestyle- und Skicrosswettbewerbe haben die Veranstalter ganz bewusst an diesem Ort direkt vor den Toren Vancouvers im Norden der Millionenstadt angesetzt. Diese Wettkämpfe mit der Skyline im Hintergrund sollten einfach zu erreichen zu sein. Das Hinkommen erweist sich tatsächlich auch nicht als das Problem, sondern vielmehr die geringe Höhe. Es liegt dort in diesem Februar einfach zu wenig Schnee, denn Kanada erlebt den mildesten Winter seit mehr als einhundert Jahren.

Hatte man den Schnee zunächst mit einer Unmenge von Lastwagenladungen angekarrt, setzte der große Regen ein, und die vorgesehenen Stehplatzränge wurden wegschwemmt. Tausende von Eintrittskarten waren unbrauchbar, mussten zurückerstattet werden, sehr zum großen Ärger der Ticket-Besitzer, die sich schon lange auf den Besuch der Wettbewerbe gefreut hatten. Die harsche Kritik an den Veranstaltern ist unüberhörbar.

Schönster Gewinn: Der Glaube an Jesus Christus

In symbolischer Hinsicht stellen die Olympischen Tage aber selbst eine Brücke dar. In den Athletendörfern gibt es z.B. die Religiösen Zentren. Diese Orte der Stille und Begegnung wurden schon langfristig von christlichen Sportorganisationen und einheimischen Kirchenvertretern geplant. Nun erfreuen sich die Angebote (Gottesdienste, Andachten, Gesprächsmöglichkeiten) eines guten Zuspruchs. Darüber hinaus begegnet man in der Stadt überall Hinweisen auf die Aktion „More than gold“, zu der sich zahlreiche christliche Gemeinden und Gruppierungen zusammengeschlossen haben. Ziel ist es, darauf hinzuweisen, dass es im Leben noch um mehr geht als nur Medaillen zu erlangen.

Der Glaube an Jesus Christus ist der schönste Gewinn, den ein Mensch erlangen kann. Um diese Botschaft den Olympia-Besuchern nahe zu bringen, werden etwa den ganzen Tag über bis in die Nacht an verschiedensten Orten kostenlos Getränke angeboten und damit der Versuch unternommen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Von einem der Verantwortlichen der „More than gold“-Aktion höre ich: „Viele der Gruppen, die diese Aktion unterstützen, hatten vorher überhaupt keinen Kontakt zueinander. So etwas wie ökumenische Zusammenarbeit war uns bisher in Kanada nicht bekannt. Nun spüren wir, dass uns die Zusammenarbeit anlässlich der Olympischen Spiele miteinander verbindet. Es ist für uns ein Segen, miteinander zusammen zu wirken und die verschiedenen Begabungen zu erleben. Den Kontakt zueinander wollen wir auch nach Olympia nicht abreißen lassen.“

Brückenschlag zwischen Kirche und Sport

Von einem anderen gelungenen „Brückenschlag“ hörte ich bei einer zufälligen Begegnung im Olympischen Dorf. Ich traf eine noch sehr junge deutsche Sportlerin und ihren Trainer. Sie erzählte mir von ihrer Konfirmation vor zwei Jahren und den Begleitumständen. Der Pfarrer habe sich erfreulicherweise auf ihre Situation im Hochleistungssport eingelassen und akzeptiert, dass sie wegen Trainings und Wettkämpfen nicht regelmäßig die Unterrichtsstunden besuchen konnte. Er habe ihr aber eine Brücke gebaut und ermöglicht, den verpassten Unterrichtsstoff nachzuholen.

Als dann die Deutschen Meisterschaften in der Nähe stattfanden, habe der Pfarrer sogar selbst auf der Tribüne gesessen und seine Konfirmandin unterstützt, ergänzt der Trainer erfreut. Wie schön – so denke ich-, wenn es uns in unseren Gemeinden gelingt, Menschen im Sport zu begleiten, anstatt Kirche und Sport als Konkurrenten anzusehen!

Mehr Infos zu den Spielen gibt es auf der offiziellen Olympiaseite und auf den Seiten der Deutschen Olympischen Gesellschaft. Das EKD-Impulsheft "Mittendrin" zu Olympia finden Sie hier.


Thomas Weber (49) ist Gemeindepfarrer im westfälischen Gevelsberg bei Wuppertal. Nach Turin 2006 und Peking 2008 ist er zum dritten Mal im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) als Seelsorger bei Olympischen Spielen dabei.