Aus den heiligen drei Königen sind die Sternsinger geworden

Aus den heiligen drei Königen sind die Sternsinger geworden
In der Zeit um den Dreikönigstag ziehen die Sternsinger von Haus zu Haus - Kinder, als heilige drei Könige gekleidet, singen Lieder, überbringen Segenswünsche und bitten um Spenden für Entwicklungsprojekte. An dem ursprünglich katholischen Brauch sind inzwischen auch viele evangelische Christen beteiligt.
05.01.2010
Von Christian Feldmann

Sie sind in weiße Betttücher oder farbenprächtige Gewänder gehüllt, tragen Kronen aus Goldpapier auf dem Kopf, voran der lange Stab mit dem goldenen Stern. Rund eine halbe Million Kinder und Jugendliche sind in Deutschland jedes Jahr an der Sternsingeraktion beteiligt. Der Brauch hat eine uralte Tradition. Er erinnert an die mittelalterlichen Dreikönigsspiele: dramatische Darstellungen des weihnachtlichen Geschehens, die in Kirchen und Klöstern aufgeführt wurden. Damals gab es noch kaum Bücher, und nur wenige Menschen konnten lesen.

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Im kirchlichen Kalender ging es am 6. Januar allerdings ursprünglich gar nicht um die Könige aus dem Morgenland. Der 6. Januar ist Epiphaniastag, der Tag der "Erscheinung des Herrn"- abgeleitet aus dem griechischen Wort "epiphaneia" für "Erscheinung". In den ersten christlichen Jahrhunderten war er das Weihnachtsdatum im Osten, und auch im Westen blieb Epiphanias als zweiter Höhepunkt der weihnachtlichen Festzeit erhalten. Die Christen feiern an diesem Tag den Aufgang des Lichtes, das keinen Untergang kennt, den Einzug des Gottkönigs in die Welt.

Caspar, Melchior und Balthasar

Von weisen Männern oder Magiern, die dem Kind im Stall von Bethlehem ihre Verehrung erwiesen haben, weiß nur der Evangelist Matthäus - ohne Angaben über ihre Zahl oder ihre Herkunftsländer zu machen. Sie bringen dem neugeborenen Kind Gold, Weihrauch und Myrrhe. Die spätere Tradition erst hat die Geschichte ausgeschmückt und die Sterndeuter zu morgenländischen Königen befördert. Im frühen Mittelalter wurde der 6. Januar dann zum Gedenktag für die "Heiligen Drei Könige". Sie erhielten die Namen Caspar, Melchior und Balthasar. Caspar wird dabei häufig als Schwarzer dargestellt.

Als Kaiser Friedrich Barbarossa die Gebeine der legendären Herrscher im Jahr 1164 aus Mailand nach Köln brachte - ein kleiner Sieg im Streit zwischen Kaiser und Papst -, entwickelte sich dort bald ein intensiver Kult, der sich im ganzen Heiligen Römischen Reich verbreitete. Der Reliquienschrein, in dem sich die Überreste der Könige befinden sollen, steht bis heute im Kölner Dom. Die drei Könige wurden zu Symbolen der Weltvölker, der dritte hatte von nun an eine schwarze Hautfarbe.

Segnung der Häuser

Nicht bloß als frommen Wunsch, sondern als wirkmächtige heilige Zeichen interpretierte man von Anfang an die Buchstaben CMB, die mit geweihter Kreide oben an die Türstöcke der Wohnungen und Ställe geschrieben werden, damit nichts Böses über die Schwelle treten möge. Sie stehen als Abkürzung für die Schutzformel "Christus mansionem benedicat" ("Christus segne dieses Haus"). Häufig werden sie auch als Abkürzung für Caspar ("Schatzträger"), Melchior ("König des Lichts") und Balthasar ("Gottesschutz") gedeutet.

Heute hat der alte Brauch einen guten neuen Sinn erhalten, wenn die Kinder als Sternsinger in der malerischen Tracht der Könige aus dem Orient von Haus zu Haus ziehen. Es ist die weltweit größte Hilfsaktion von Kindern für Kinder. Seit 1959 wurden nach Angaben des Kindermissionswerks, das die Aktion organisiert, rund 700 Millionen Euro gesammelt. In diesem Jahr starteten die Sternsinger am 29. Dezember in Hamburg, das Geld geht besonders an Projekte im westafrikanischen Senegal.

epd