Hoffnungen auf Erfolg in Kopenhagen schwinden

Hoffnungen auf Erfolg in Kopenhagen schwinden
Ein Erfolg der Weltklimakonferenz im Dezember in Kopenhagen rückt in immer weitere Ferne. Das wurde bei den Europäischen Entwicklungstagen am Donnerstag in Stockholm deutlich.

Rund sechs Wochen vor der Weltklimakonferenz in Kopenhagen schwinden die Hoffnungen auf ein ehrgeiziges neues Klimaschutz-Übereinkommen weiter. Die Positionen Europas, der USA und großer Schwellenländer klaffen nach wie vor weit auseinander, wie eine hochrangig besetzte Diskussionsrunde im Rahmen der Europäischen Entwicklungstage am Donnerstag in Stockholm offenlegte. Die Teilnehmer zeigten sich zwar vorsichtig optimistisch, dass in Kopenhagen eine Übereinkunft zustande kommen könne. Allerdings könnten wichtige Fragen auf unbestimmte Zeit aufgeschoben werden.

An der Diskussion auf Initiative des britischen Fernsehsenders BBC nahmen EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und der US-amerikanische Chemienobelpreisträger und Obama-Berater Mario Molina teil. Auf dem Podium saßen außerdem der Vorsitzende des UN-Weltklimarats IPCC, Rajendra Pachauri aus Indien, und die China-Expertin Wu Changhua aus Peking. Wu ist China-Direktorin der nichtstaatlichen internationalen Organisation Climate Group.

EU erwartet Zusagen

Die internationalen Gespräche würden derzeit von Misstrauen zwischen Entwicklungs- und Industrieländern unterwandert, sagte Barroso. Für eine Einigung in Kopenhagen sei noch deutlich mehr Arbeit und Energie nötig. Er unterstrich, dass Europa bereits mit konkreten CO2-Reduktionszielen in Vorlage gegangen sei: Von den internationalen Partnern, insbesondere Industrie- und Schwellenländern, erwarte die EU nun ebenfalls Zusagen.

Die Versprechen der EU reichten längst nicht aus, betonte dagegen Wu. "Viel zu niedrig" sei das Angebot der EU-Kommission, gemeinsam mit anderen Industrieländern 100 Milliarden Euro jährlich für Klimaschutz-Maßnahmen in Entwicklungsländern zur Verfügung zu stellen. Generell halte China es für verfrüht, selbst konkrete Reduktionsziele auf den Tisch zu legen. Die Staatengemeinschaft müsse aber anerkennen, dass China bereits politische Pläne für eine CO2-arme Zukunft entwickele, betonte sie.

Obama will Einigung

Molina erklärte, dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama sei viel an einer internationalen Einigung zum Klimaschutz gelegen. Allerdings sei er im demokratischen System der USA nicht der einzige Entscheidungsträger. "Wir sind jedoch optimistischer als noch vor einigen Wochen", sagte er. Es bestehe auch die Möglichkeit, die internationalen Gespräche im kommenden Jahr fortzusetzen. Zu den Gerüchten über ein mögliches Fernbleiben Obamas in Kopenhagen sagte Molina: "Mein Rat an ihn ist, dass er kommt."

Pachauri sprach sich energisch dagegen aus, die Kopenhagener Gespräche zu vertagen. Außerdem betonte er, es sei fundamental wichtig, dass die USA sich an einem neuen Weltklimaabkommen beteiligten. Er habe die Hoffnung, dass Amerika noch in diesem Jahr zu einer innenpolitischen Einigung gelange, sagte er. Deutliche Kritik übte er an den Industriestaaten insgesamt. Diese sendeten im Moment das Signal aus, dass sie am Klimaschutz nicht ernsthaft interessiert seien. Stattdessen vermittelten sie den Eindruck, die Last auf ärmere Staaten abwälzen zu wollen, unterstrich der UN-Experte.

epd