Dante Ruzicka: "Behinderte haben zur WM nichts zu melden“

Dante Ruzicka in seinem Garten
Foto: Isabela Pacini
Dante Ruzicka in seinem Garten
Dante Ruzicka: "Behinderte haben zur WM nichts zu melden“
Foul am Zuckerhut - Was die WM 2014 in Brasilien für die Menschen vor Ort bedeutet
In unserer Serie "Foul am Zuckerhut" stellen wir in kurzen Artikeln Menschen vor, die von der Fußball-WM und ihren Auswirkungen betroffen sind, unmittelbar oder mittelbar. Und wir lassen sie zu Wort kommen. Sie berichten mit ihren Stimmen, was die WM für sie bedeutet. So wie Dante Ruzicka aus Nova Friburgo. Er wünscht sich mehr Teilhabe für Behinderte bei der WM.

Dante Ruzicka sieht es inzwischen ganz nüchtern: "An Menschen mit Behinderung wurde bei der gesamten WM-Planung nicht gedacht.“ Der 22-jährige aus Nova Friburgo, einer Kleinstadt in den Bergen unweit von Rio de Janeiro, ist stark körperlich behindert. Mit Bedauern stellt er fest, dass weder die Regierung noch die FIFA - trotz der Ausgaben in Milliardenhöhe - Barrierefreiheit realisiert haben.

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Dante genießt das Leben nah der Natur, nachdem er viele Jahre in Rio de Janeiro gelebt hat: "In Rio war ich täglich damit konfrontiert was ich nicht kann.“ Im Garten seines Hauses kann er seine Einschränkungen oft vergessen. Trotzdem sagt er ganz klar: "Sport, insbesondere Fussball, ist meine größte Leidenschaft.“ Der treue Botafogo-Fan träumte schon lange davon, die WM zuhause in Brasilien erleben zu können. Dass die WM im eigenen Land sich für ihn genauso fern wie Südafrika oder Deutschland anfühlen würde, das hatte er nicht erwartet.

Eine gastfreundliche, tolerante und für alle offene Weltmeisterschaft: Das haben Regierung und FIFA versprochen. Aber: Schlussendlich sind nicht nur Menschen mit Behinderung vom großen Sportereignis ausgeschlossen. Für die meisten fußballbegeisterten Brasilianer sind Karten für die Spiele absolut unerschwinglich. Deshalb sieht man in diesem Jahr auch seltener die aufwändig geschmückten Straßen, den mit grüngelber Farbe angemalten Asphalt. Dante bestätigt: "So farblos ist hier noch keine WM ausgefallen.“ Allmählich wird  klar, wie es passieren konnte, dass im "Land des Fußballs“ mit dem wahrscheinlich fußballverrücktesten Volk der Welt, die WM-Stimmung nocht so ist, wie sonst: "Das Volk vergisst und verdrängt nicht mehr alles, nur weil Fußball läuft“, erklärt Dante: "Die Zeiten sind einfach vorbei!“

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Aber vor allem für die Behinderten Brasiliens spricht Dante. Sie sind enttäuscht und traurig: "Wir sind vom Geschehen ausgeschlossen. Die Öffentlichkeit und die Politiker haben uns einfach vergessen. Oder absichtlich ignoriert.“ Menschen mit Behinderung haben in Brasilien ohnehin ein besonders schweres Dasein. Eine barrierefreie Infrastruktur fehlt fast vollständig. Viel schlimmer ist jedoch das fehlende Bewusstsein des Staates für die Situation und Bedürfnisse dieser Menschen. Dante bleibt am Ende nur die Fernsehübertragung der Spiele. Sein Herz fiebert dennoch für Brasilien: "Es würde auch nichts ändern, wenn Brasilien verlieren würde“.