Pfarrer zu Promis im Knast: "Man sollte sich nicht isolieren"

Foto: dpa/Sven Hoppe
Pfarrer zu Promis im Knast: "Man sollte sich nicht isolieren"
Uli Hoeneß akzeptiert seine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren und muss demnächst ins Gefängnis. Der evangelische Gefängnispfarrer Felix Walter arbeitet in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim in München, einem der größten Gefängnisse Deutschlands. Er erzählt, wie es im Gefängnis für Prominente wie Uli Hoeneß sein kann.
14.03.2014
epd
Daniel Staffen-Quandt

Herr Walter, wenn Prominente einrücken müssen - was ist für die bisherigen VIPs anders als für einen "normalen" Gefangenen?

###mehr-personen### Felix Walter: In den Augen der Justiz ist es so, dass alle Gefangenen gleich behandelt werden - unabhängig von deren gesellschaftlichem Rang oder Ansehen vor der Inhaftierung. Für die meisten Bereiche stimmt das auch so, zum Beispiel beim Essen oder den Arbeitsmöglichkeiten. Die meisten Promis verfügen aber in der Haft über mehr Geld und können sich also auch im Knast mehr leisten, etwa beim zweiwöchentlichen Einkauf.

Im Gefängnis gibt es ja gewisse Hierarchien. Gibt es da einen Promi-Malus oder Promi-Bonus?

Walter: Im Gefängnis gibt es natürlich Hierarchien - und die sind ganz ähnlich wie draußen. Unten stehen Kinderschänder, Vergewaltiger und Mörder, im Mittelbereich die mit Drogendelikten und oben diejenigen, die wegen Wirtschaftsdelikten wie Steuerhinterziehung einsitzen. Das sind halt meistens auch die cleversten mit dem besten Schulabschluss. Ob Promi oder nicht spielt für die Hierarchie erst mal keine Rolle.

###mehr-artikel### Sollten sich Promis von den übrigen Gefangenen fernhalten, freiwillig isolieren - oder eher auf sie zugehen?

Walter: Ein Gefängnis ist eben ein Gefängnis, man muss vorsichtig sein, das ist natürlich nicht die beste Gesellschaft. Es gibt auch immer wieder Häftlinge, die andere ausnutzen, verraten oder auch Informationen an die Presse verkaufen wollen. Es entstehen im Knast aber durchaus auch Freundschaften. Man sollte sich nicht selbst isolieren, die Einsamkeit ist das Schlimmste - das sollte man nicht absichtlich noch steigern.