Mindestens neun Tote durch Brand in Textilfabrik in Bangladesch

Mindestens neun Tote durch Brand in Textilfabrik in Bangladesch
Die Serie der Fabrikunglücke in Bangladesch reist nicht ab. Die Vereinbarungen für mehr Gebäude- und Brandschutz greifen erst langsam. Und es bleiben Lücken. Es wird erst ein kleiner Teil der Betriebe erfasst.

Bei einem erneuten Brand in einer Textilfabrik in Bangladesch sind mindestens neun Menschen ums Leben gekommen. Rund 50 Arbeiter und Arbeiterinnen wurden verletzt, wie die Zeitung "Daily Star" am Mittwoch berichtete. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Opfer noch steigen könnte. Die Aswad-Fabrik in der Nähe der Hauptstadt Dhaka erzeugt Stoffe und Garne. Es war der vierte Brand mit Todesopfern in einer Textilfabrik in Bangladesch in zwölf Monaten.

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Als Herstellerin von Vorprodukten gilt für die Aswad-Fabrik nicht das Brandschutzabkommen, das 90 wichtige Mode- und Handelskonzerne kürzlich mit Gewerkschaften für Bangladeschs Textilindustrie geschlossen haben. "Das ist eine Lücke", kritisierte Frauke Banse, Sprecherin der Kampagne für saubere Kleidung, die die Umsetzung des Abkommens mit beobachtet. Leider sei kein Abkommen für die ganze Lieferkette, sondern nur für Nähereien und Schneidereibetriebe durchsetzbar gewesen, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). 

Der Handelskonzern H&M räumte ein, mit einem Aswad-Schwesterbetrieb zu arbeiten. Eine direkte Geschäftsbeziehung gebe es jedoch nicht. Nach Angaben Banses gibt es Hinweise darauf, dass in der Fabrik auch Material für die Walmart-Tochter George produziert wurde. Walmart ist dem Brandschutzabkommen nicht beigetreten, in dem sich Unternehmen auf einen besseren Gebäude- und Brandschutz verpflichten. Bis Ende Februar sollen über 1.200 Fabriken überprüft und gesichert werden, unter Mitwirkung von Gewerkschaften. Mit von der Partie sind neben H&M unter anderem Aldi, Lidl, Otto, Primark und Kik.

Keine sicheren Fluchtwege, keine öffentliche Kontrolle

Der neuerliche Brand in der Aswad-Fabrik brach offenbar im Erdgeschoss aus. Die Beschäftigten im zweiten Stock hatten vermutlich keine sicheren Fluchtwege. Am Abend hielt sich aber nicht mehr die ganze Belegschaft in dem Betrieb auf. Nach Angaben des Fabrikbesitzers Emdad Hossain waren es rund 170 Beschäftigte. In Bangladesch gibt es rund 5.000 Textilfabriken. Als Problem nennt Banse, dass Produzenten trotz Verboten Aufträge an Subunternehmer weitergäben, ohne ihre Abnehmer zu informieren.

"Das Entscheidende ist öffentliche Kontrolle", erklärte Banse zum Brandschutzabkommen. Als Sofortmaßnahmen gebe es Notfallpläne, wenn wegen akuter Gefahren Alarm geschlagen wird. Ein positives Beispiel sei die Liberty-Fabrik, die Beschäftigte wegen Baufälligkeit nicht mehr betreten dürften.

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Die Textilindustrie in Bangladesch steht wegen mehrerer schwerer Unglücke und miserabler Arbeitsbedingungen international in der Kritik. Im April waren mehr als 1.100 Menschen beim Einsturz eines Fabrikhochhauses getötet worden. Im November 2012 waren bei einem Brand in einer anderen Textilfabrik mehr als 112 Menschen ums Leben gekommen. Beide Katastrophen wären vermeidbar gewesen, wenn die Fabrikbesitzer die Sicherheitsvorschriften eingehalten hätten.

Bangladesch ist der zweitgrößte Textilhersteller der Welt nach China. Kleidung und Wäsche machen rund 80 Prozent des Exports aus, der Wert beläuft sich auf jährlich 20 Milliarden US-Dollar. Der Industriezweig beschäftigt vier Millionen Menschen, etwa 80 Prozent davon sind Mädchen und Frauen.