Risse in der Klima-Allianz

Foto: epd-bild/Rolf Zöllner
Eine der ersten vom Klima-Bündnis organisierten Demonstrationen im Dezember 2007. Nun wollen die ersten Mitglieder das Bündnis wieder verlassen.
Risse in der Klima-Allianz
Sie kämpfen gemeinsam gegen Kohlekraftwerke und streiten für ein soziales Gesicht der Energiewende. Weil der Klimaschutz alle angeht, schlossen Umweltverbände, Kirchen, Hilfswerke und Gewerkschaften ein Bündnis. Doch jetzt droht der Bruch.
13.05.2013
epd
Joachim Wille

Die Klima-Allianz ist das breiteste Bündnis in Deutschland, das sich für eine ökologische Wende einsetzt. Unter den 116 Mitgliedern sind große Umweltverbände, kirchliche Hilfswerke wie "Brot für die Welt" und Misereor, evangelische Landeskirchen, katholische Fachverbänden und die Industriegewerkschaft Agrar, Bauen, Umwelt. Doch ausgerechnet jetzt, da im Klimaschutz politische Rückschritte drohen, tobt eine Strategie-Debatte in der Allianz. Der Umweltverband Nabu wird austreten, der BUND denkt offenbar darüber nach. Aus Kirchen kommt jedoch starke Unterstützung für das Bündnis.

Am offensivsten hat der Nabu (Naturschutzbund) das Bündnis kritisiert. In einem Brief an das Leitungsgremium der Allianz, den Sprecherrat, kündigte er die "Beendigung des Nabu-Engagements" an. Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller moniert "sehr heterogene Interessenlagen" der Mitglieder und die "äußerst knapp bemessenen finanziellen und personellen Ressourcen".

"Die Klima-Allianz wird gebraucht!"

Zwar stemmte die Allianz laut Miller "eine bundesweit erfolgreiche Anti-Kohle-Kampagne" zum Kraftwerksbau und stieß wichtige Debatten wie die über eine sozial gerechte Ausgestaltung der Energiewende an. Die Kampagne sei jedoch nur mit dem Geld einer anderen Stiftung möglich gewesen. Die Debatten wiederum könnten auch von anderen weitergeführt werden. Miller glaubt nicht an eine "Neuausrichtung und effektive Aufstellung der Klima-Allianz nach der Bundestagswahl".

###mehr-artikel###

Das Bündnis war 2007 entstanden. Motto: Nicht nur die Umweltverbände sollten den Klimaschutz puschen, sondern auch Kirchen, Entwicklungsorganisationen und Gewerkschaften. Zunächst auf zwei Jahre angelegt, wurde die Zusammenarbeit bis Ende 2013 verlängert. Die Mitgliedsbeiträge sind niedrig, je nach Größe der jeweiligen Organisation sind es 400 bis 10.000 Euro pro Jahr. Die Geschäftsstelle in Berlin kommt mit fünf Mitarbeitern aus. Anfang Juni soll die Mitgliederversammlung über eine weitere Verlängerung beraten. Der achtköpfige SprecherInnenrat empfiehlt, weiterzumachen.

So sehen es auch 19 kirchliche Mitglieder der Allianz, darunter die evangelischen Kirchen von Rheinland, Westfalen sowie Hessen und Nassau, die katholische Landjugend und die katholischen Arbeitnehmer. "Die Klima-Allianz wird gebraucht!", schreiben sie in einem Brief. Nach dem Scheitern des Weltklimagipfels von Kopenhagen 2009 sei die Allianz sogar notwendiger denn je. Und zwei evangelische Landeskirchen wollen dem Bündnis jetzt beitreten.

Bessere Strategie und Themensetzung nötig

Auch Öko-Verbände wie die Umweltstiftung WWF und Germanwatch wollen einen Fortbestand des Bündnisses. "Die Allianz ist nach wie vor wichtig, damit möglichst viele Player im Boot sind," sagte die WWF-Klima-Expertin Regine Günther dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Klima-Thema gehe eben nicht nur die Umweltverbände an. Germanwatch-Geschäftsführer Christoph Bals sekundiert: "Wir müssen die Breite der Bewegung zeigen." Thomas Hirsch von "Brot für die Welt" hält den Nabu-Austritt für falsch. Kein anderes Land habe ein so breiten Bündnis für den Klimaschutz wie Deutschland. Das dürfe man nicht aufgeben. Hirsch vermutet, der Nabu wolle sich künftig "lieber alleine profilieren".

Allerdings sehen auch Befürworter Reformbedarf in der Arbeit der Allianz. Hirsch fordert eine bessere Strategie und Themensetzung. Die Nicht-Umweltverbände unter den Mitgliedern sollten mit dem Klima-Thema stärker in die Öffentlichkeit gehen - so wie jüngst die evangelische und die katholische Kirche für die Reform des EU-Emissionshandels eintraten. Und es sollten mehr Gewerkschaften für die Klima-Allianz gewonnen werden.