Erzbischof Thissen: Der Mann für die Kirchentagsökumene

Foto: epd-bild/Johannes Arlt
Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen pflegt bis heute eine Leidenschaft fürs runde Leder.
Erzbischof Thissen: Der Mann für die Kirchentagsökumene
Er hätte sich auch eine Karriere als Profi-Fußballer oder Trainer vorstellen können, verriet Werner Thissen vor ein paar Jahren. Seit 2003 steht er an der Spitze des Erzbistums Hamburg. Thissen ist ein volksnaher Seelsorger.
19.04.2013
epd
Thomas Morell

So viel Gemeinsamkeit zwischen Protestanten und Katholiken wie in Hamburg ist bundesweit selten. Wenn in Hamburg Anfang Mai fünf Tage lang evangelischer Kirchentag gefeiert wird, ist der katholische Erzbischof Werner Thissen (74) mittenmang dabei. Etwa 150 Gottesdienste und Veranstaltungen in katholischen Kirchen und mit katholischen Geistlichen wird es geben. Thissen: "Wir gehören zusammen, wir halten zusammen."Seit Anfang 2003 leitet Thissen das flächenmäßig größte Erzbistum Deutschlands. Es wurde erst 1995 gegründet und umfasst auch Schleswig-Holstein und Mecklenburg. Thissen stammt aus Kleve am Niederrhein und war nach seinem Studium Kaplan im westfälischen Dorsten. Er promovierte über das Markus-Evangelium und war an leitenden Stellen im Bistum Münster tätig, ehe er 1999 Weihbischof für die Region Borken-Steinfurt wurde.

Theologische Texte über Fußball

Thissen ist ein volksnaher Seelsorger, der mit seiner freundlichen, offenen Art Menschen für sich einnehmen kann. Bekannt ist seine Fußball-Leidenschaft. Er hätte sich auch eine Karriere als Profi-Fußballer oder Trainer vorstellen können, verriet er vor der WM 2006. Er hat theologische Texte über Fußball verfasst, und in seinem Fußballer-Gebet heißt es: "Lieber Gott, ich weiß nicht, ob du ein Fußballfan bist. Aber ich hoffe das jetzt mal."

Etwa jeder zehnte Hamburger ist katholisch und jeder dritte evangelisch. Das Verhältnis untereinander ist freundschaftlich. Thissen: "Ökumenische Empfindlichkeiten können wir uns gar nicht leisten." Engagiert warb Thissen für Übernachtungsplätze der Kirchentagsbesucher bei seinen Gemeindegliedern und spielte dafür eigenhändig auf dem Carillon (Glockenspiel) der St. Nikolai-Ruine Kirchenlieder.

"Beten, essen, trinken, reden, lachen"

Für den Sonntagsschutz und soziale Gerechtigkeit engagieren sich beide Kirchen gemeinsam. Auch die "Nacht der Kirchen" und den "Garten der Religionen" auf der Internationalen Gartenschau gestalten sie zusammen. In der Hafencity haben sie mit 17 weiteren Kirchen das spirituelle Zentrum "Brücke" gebaut.

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Bei der Seligsprechung der "Lübecker Märtyrer" warb Thissen unermüdlich dafür, neben den drei katholischen Kaplänen den evangelischen Pastor nicht zu vergessen. Nur beim Religionsunterricht will der Erzbischof der interreligiösen Ausrichtung der evangelischen Seite nicht folgen und beharrt auf katholischen Unterrichtsstunden. 

Zur Eröffnung des Kirchentags wird Thissen in der Hafen-City zwischen Bundespräsident Joachim Gauck und Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) sein Grußwort sprechen. Einen Tag später predigt er dann in einem ökumenischen Gottesdienst auf dem Fischmarkt. Auch am Forum "Toast auf die Ökumene" am 3. Mai nimmt er teil. Das Motto passt zu ihm: "Beten, essen, trinken, reden, lachen."