Gentest für Tropen-Bäume soll illegalen Raubbau stoppen

Foto: Thünen-Institut für Forstgenetik
Forstgenetiker Bernd Degen vom Thünen-Institut und ein Mitarbeiter der NGO "The Forest Trust" nehmen eine Stichprobe von einem Tropenbaum auf einem Holzlagerplatz in Kamerun.
Gentest für Tropen-Bäume soll illegalen Raubbau stoppen
Holz aus dem Urwald ist gefragt wie nie. Das freut auch die organisierte Kriminalität. In manchen Ländern stammen neun von zehn Baumstämmen aus illegalem Einschlag. Wissenschaftler wollen den Raubbau stoppen.
16.02.2013
epd
Marc Engelhardt

Zwei Jahrhunderte lang war der Regenwald in Ghana seine Heimat. Ein Riese ist der alte Baum geworden, hat fast die Höhe eines Hochhauses erreicht. Jetzt kommt die Motorsäge, der Boden bebt, als der Baum stürzt. In einer halben Stunde ist er vom Giganten des Waldes zum Wirtschaftsgut geworden, und zwar zum äußerst wertvollen. Denn Tropenholz ist gefragt wie nie zuvor. Afrika ist der Lieferant der Zukunft - und immer häufiger entdecken kriminelle Banden und Schmuggler den Markt für sich.

900 Euro pro Kubikmeter bringt der Baum der Sorte Iroko, sagt Schichtleiter Peekay Gyan. Noch bevor der Tag vorbei ist, wird allein sein Team noch ein gutes Dutzend der Riesen gefällt haben. So wie Gyans Arbeitgeber Samartex, der sich nach eigenen Angaben strikt an die Richtlinien nachhaltiger Forstwirtschaft hält, erschließen immer mehr Firmen entlegene afrikanische Urwälder. Und nicht jeder Betrieb ist so zurückhaltend wie Samartex.

Proben sammeln im Bürgerkrieg schwierig

Längst hat auch die organisierte Kriminalität das Geschäft entdeckt. Mit einer neuen "Holzhandelsverordnung", die im März in Kraft tritt, will die EU die illegalen Holzimporte eindämmen und die Exporteure in die Pflicht nehmen. "Aber wie soll das kontrolliert werden?" fragt sich James Parker Makiong von der ghanaischen Umweltorganisation Tropenbos. Den Forstbehörden fehle es an der nötigen Kapazität. "Eine Forstbehörde in einem Distrikt hat vielleicht gerade mal ein Auto, es gibt kaum Inspekteure. Und irgendwie soll sie es dann schaffen, sechs, sieben Reservate zu überwachen, das ist praktisch unmöglich."

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Auch in den Empfängerländern gestalten sich Kontrollen schwierig. So ist es schon kompliziert genug, die Art des Holzes ganz genau zu bestimmen. Doch entscheidend für die Zöllner ist oft die Herkunft - der Export beliebter Hölzer kann im einen Land verboten, im anderen erlaubt sein. "Da wird dann ein Baum aus der Elfenbeinküste schnell in einen ghanaischen umgewidmet, damit er verkauft werden kann", sagt Makiong.

Ein Verfahren, das am Thünen-Institut Hamburg entwickelt wurde, macht Hoffnung für die Zukunft: Ein Gentest kann beweisen, woher ein Baum stammt. "Bis auf 50 Kilometer genau lässt sich so eines Tages die Herkunft bestimmen", sagt der Forstgenetiker Bernd Degen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass ausreichend Vergleichsproben aus den afrikanischen Regenwäldern vorliegen. Gut 5.000 Stück werden derzeit gesammelt, in Bürgerkriegsländern wie dem Kongo aber gestaltet sich das schwierig.

Der Schwarzhandel bringt etwa 10 Milliarden Euro

Degen glaubt dennoch an seine Methode. Gerade bei wertvollen Hölzern, so sagt er, biete es sich an, bei jedem einzelnen Baum einen genetischen Fingerabdruck zu nehmen. "Wenn dann irgendwann in der ganzen Verarbeitungskette was nicht stimmen sollte, dann würden wir eine fehlende Übereinstimmung der genetischen Fingerabdrücke beobachten." Die Kosten sind überschaubar: Degen rechnet mit 200 Euro pro Test. Im Milliardengeschäft mit Tropenholz ist das nicht der Rede wert.

Derzeit machen nach einer Weltbank-Studie illegale Holzfäller alle zwei Sekunden irgendwo auf der Welt Waldflächen von der Größe eines Fußballfeldes dem Erdboden gleich. Sie schmieren Aufsichtsbehörden und fälschen Zolldokumente. In manchen Ländern stammen bis zu 90 Prozent aller gefällten Bäume aus illegalem Einschlag. Den Gewinn aus dem Schwarzhandel mit Tropenhölzern schätzen die Weltbank-Ökonomen auf mehr als zehn Milliarden Euro jährlich.