"Wir suchen die zukünftige Stadt": Zur Jahreslosung 2013

Ein Wegweiser.
Foto: Flügelwesen/photocase
Für den Weg zur "zukünftigen Stadt", wie es in der Jahreslosung 2013 heißt, ist Jesus Christus der beste Wegweiser.
"Wir suchen die zukünftige Stadt": Zur Jahreslosung 2013
"Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir": Das Pauluswort aus dem Hebräerbrief (Hebr 13,14) ist die Jahreslosung 2013 der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen. Pfarrer Manfred Günther aus dem hessischen Mücke hat eine Predigt dazu verfasst, die auf der Internetseite www.jahreslosung.info veröffentlicht wurde und die wir hier mit freundlicher Genehmigung nachdrucken.
03.01.2013
Manfred Günther

Liebe Gemeinde!

Eine wirklich schöne und gute Losung. Und auch kurz genug, dass man sie sich merken kann und dass sie in unseren Gedanken und Herzen lange mit uns geht in dieses neue Jahr. Aber trotzdem: Mir fehlt etwas! Ich denke, nicht nur Menschen, die nicht so glaubensfest sind, werden Fragen haben, wenn sie diese Losung hören oder lesen. Vielleicht solche Fragen: "Was ist das denn für eine zukünftige Stadt?" Und: "Wie kommen wir da hinein?" Und: "Wer zeigt uns den Weg und wo liegt diese bleibende Stadt überhaupt?"

Diese Fragen beantworten die beiden Verse, die im Hebräerbrief vor dem Wort stehen, das die Losung für das kommende Jahr sein soll. Ich glaube darum, es ist gut, bei diesen zwei Versen zu beginnen, wenn wir die Jahreslosung 2013 richtig verstehen wollen. Das sind diese beiden Verse:

Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen (Hebr 13,12f).

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Hören wir also auf den ersten der drei Verse:

Jesus hat, damit er das Volk heilige durch sein Blut, gelitten draußen vor dem Tor. Das ist auch das erste für unseren Glauben, sein Grund, der feste Boden, auf dem wir Christen stehen: Christus hat für uns gelitten. Er ist für uns gestorben, damit wir Frieden hätten und durch seine Wunden sind wir geheilt. Viele Zeitgenossen sagen heute, sie würden das nicht mehr verstehen, warum einer für andere leiden muss, warum Gott ein Opfer verlangt, ja, ob wir denn wirklich irgendwelche Sünden auf uns geladen hätten, die einer bezahlen müsste?

Aber ich glaube, wir kommen alle einmal an Lebensstationen, an denen wir spüren: Hier komme ich alleine nicht mehr raus. Jetzt bin ich so verstrickt in Lügen, falsche Taten oder die Folgen meiner Eigensucht - da muss ein anderer heraushelfen. Vielleicht geraten wir auch an den Punkt unseres Weges, an dem die Frage nach dem Sinn dieser 60, 70 oder 80 Lebensjahre so drängend wird, dass wir sie einfach nicht mehr zum Schweigen bringen können. Das wird auch immer die Station unserer Lebensreise sein, an der uns deutlich wird, dass wir auch schuldhaft das sind, was wir sind.

Wenn wir den Ruf Gottes endlich hören, wenn wir endlich merken, dass wir es viel zu lange allein machen wollten, dann wird es uns auch bewusst, wie oft wir uns die Ohren zugehalten, uns abgewandt und zweifelhaften anderen Dingen zugewandt haben. Dann wird es uns klar: Wir brauchen einen, der alles gut macht, was nicht gut war und gut ist an uns. Christus ist dieser eine. Er gibt sich selbst in den Tod - und löst uns damit aus. Wir sind frei durch ihn. Das ist das erste in diesen drei wunderbaren Versen.

Und hier ist der zweite Vers und das zweite, was unseren Glauben ausmacht: Lasst uns nun hinausgehen zu ihm und seine Schmach tragen! Das zweite, wie gesagt. Es kommt immer erst dann in Frage, wenn schon der Grund gelegt ist, wenn der Glaube in einem Herzen entstanden ist. Wir können nicht hinausgehen, seine Schmach tragen, um vor Gott recht und angenehm zu werden. Wir können überhaupt nichts tun für unser Ansehen bei Gott. Es ist schon alles getan. Ob uns das nun passt oder nicht.

Viele Menschen unserer Tage bemühen sich ja auch in religiösen Dingen - um die moralische Besserung, um größere Frömmigkeit, um tiefere Andacht und häufigeres Beten... Sie sagen: Das wird doch sicher Eindruck auf Gott machen, wenn ich Christi Opfer noch ein wenig eigene Mühe hinzusetze. Oft sagen sie’s auch nicht, aber sie denken es. Und wir fragen jetzt vielleicht: Was soll denn daran falsch oder gar schlecht sein? So lasst uns nun hinausgehen zu Jesus... Es bleibt das zweite! Wir können nur hören und annehmen, dass Gott uns immer zuvorkommt! Christus ist für uns gestorben - darum sind wir Gott recht. Jetzt können wir dankbaren Herzens hinausgehen und die Schmach unseres Herrn mittragen! Und die Leute, die ihm gehören, werden zu ihm gehen! In seiner Nähe nämlich finden wir die Aufgaben, für die wir gebraucht werden und für die es sich zu leben lohnt. Ihm, Jesus Christus, haben wir zu danken, wenn uns Gott vergibt und das Leben schenkt.

Und dies ist nun das dritte, die Losung für das beginnende Jahr: Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. Hier wird sozusagen der Horizont unseres Glaubens sichtbar: Wenn wir zum Glauben an Jesus Christus gefunden haben, wenn wir zu ihm hinausgegangen sind, um mit ihm das Leben und den Kampf, den es oft bedeutet, zu bestehen, dann sollen wir nicht vergessen: Es steht noch etwas aus. Ja, nicht nur "etwas", das Eigentliche steht aus: die ewige Stadt.

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Und das ist nicht nur in diesen Versen das dritte, das gehört auch an diese dritte Stelle: Denn die bleibende, ewige Welt Gottes ist nicht der Grund, warum wir uns auf die Sache Christi einlassen. Uns wird nicht dieser Lohn verheißen - und dann, gehen wir davon angespornt daran, an Gott zu glauben und seinen Willen zu tun. So nicht, nicht in dieser Reihenfolge! Nein, wie eine Zutat zum Wichtigsten kommt das daher. Wie ein weiteres gütiges Geschenk zu dem viel größeren: Vor Gott gerecht und geliebt zu sein durch Christus. Das genügt Gott aber nicht. Er will noch und noch hinzutun: Nicht nur meine Liebe sollt ihr haben; ich schenke euch auch noch eine ewige Heimat, Hausrecht in meiner Nähe - für immer. Und das ist nun schon gar nicht zu verdienen. Vielmehr wird es hinzugelegt zum Opfer Christi am Kreuz. Wer ihn gläubig annimmt, wer ihn als seine einzige Chance im Leben und im Sterben ergreift, der hat das ganze ewige Leben dazu.

Und noch etwas liegt in diesem dritten Gedanken: Wir haben hier keine bleibende Stadt... Vielleicht haben wir das ja zuzeiten nötig, dass uns einer auch einmal anstößt: "Du, vergiss nicht, diese Welt, dein Haus, dein Hab’ und Gut bleiben nicht. Es vergeht alles und du nimmst nichts mit. Darum denk’ auch an die zukünftige Welt Gottes und lebe und arbeite und beziehe deine Kraft von daher!" Denn es ist wohl ein anderes Leben, wenn du weißt, du musst dich nicht so schinden und abrackern, du bist begnadet bei Gott! Das macht wohl einen Unterschied, ob ich nun alles haben und halten muss, oder ob ich großzügig und gütig aus der Fülle geben kann, die mir Gott schenkt. Wer hin und wieder erinnert wird: "Wir haben hier keine bleibende Stadt", der wird mit Freude erfüllt, wo er ohne diese Aussicht vielleicht verzweifeln müsste.

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Liebe Gemeinde, doch, es ist eine sehr schöne Losung, die uns für die kommenden zwölf Monate gegeben ist. Aber so richtig kann man sie wohl nur verstehen, wenn man auch die zwei Verse davor bedenkt und begreift. Ich wünsche Ihnen, dass Ihr Glaube seinen Grund in dem findet, was Jesus Christus am Kreuz für uns getan und erworben hat. Ich wünsche Ihnen den Mut, hinauszugehen zu ihm und in seinem Sinn und gewiss auch in seiner Kraft das Leben zu bestehen, auch wenn Tage kommen, die Ihnen nicht gefallen und auch wenn Ihnen auf dem Weg einmal Leid, Kummer und Schmach begegnen. Vor allem aber wünsche ich Ihnen die Freude an der Verheißung der Jahreslosung, die Freude darüber, dass dieses Leben nicht alles, nicht das Ganze ist, sondern hinter Sterben und Tod die bleibende Stadt, Gottes ewige Welt auf uns wartet.

Hören wir noch einmal auf die drei Verse aus dem Hebräerbrief, die zusammen gehören, wie Glaube, Liebe und Hoffnung: Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

Amen.