Organspende: Medizin-Ethiker fordert schärfere Kontrollen

Organspende: Medizin-Ethiker fordert schärfere Kontrollen
Nach dem Organspende-Betrug an zwei deutschen Kliniken sollte das Transplantationssystem geändert werden, sagt Medizinethiker Eckhard Nagel .
25.08.2012
epd
Corinna Buschow

Am Montag treffen sich die Spitzen der beteiligten Institutionen mit Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP). Der Transplantationsmediziner Eckhard Nagel sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), er erwarte Vorschläge innerhalb einer Frist, wie Strukturen und Prozesse verbessert werden können. Er fordert eine klare Handlungsanweisung: "Dabei geht es im Wesentlichen darum, wie die Einhaltung der verabredeten Regeln ohne Wenn und Aber kontrolliert werden kann".

Nagel ist ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Essen. Er fordert mehr Sanktionsmöglichkeiten für die Prüfungs- und Überwachungskommissionen von Ärzteschaft, Kassen und Krankenhäusern. Ihnen sollte erlaubt werden, Transplantationszentren im Verdachtsfall zu schließen. Momentan würden die Kommissionen Verdachtsfälle nur der Staatsanwaltschaft übergeben. "Das mag prinzipiell richtig sein, aber es kostet viel Zeit, in der schon gehandelt werden sollte", sagt Nagel.

Geändertes Transplantationsgesetz ab November 2012

Zudem forderte er von den beteiligten Institutionen, die Abläufe für die Bevölkerung verständlicher zu machen. Nagel, der auch Mitglied im Deutschen Ethikrat ist, sagt, er müsse feststellen, dass der breiten Öffentlichkeit Fragen nicht allgemeinverständlich beantwortet wurden.

Wenn es gelinge, umfassend zu informieren, würden auch mehr Menschen versuchen, die Transplantationsmedizin zu verstehen, vermutet Nagel. Er befürchtet, dass nach den Skandalen die Organspendebereitschaft zunächst sinkt, auch wenn im November die Entscheidungslösung in Kraft tritt. Er setze dieser Sorge "die unerschütterliche Hoffnung entgegen, dass Menschen prinzipiell anderen Menschen in Not helfen wollen".

Am 1. November tritt eine Änderung am Transplantationsgesetz in Kraft, nach der Krankenversicherungen zur Aufklärung ihrer Versicherten verpflichtet werden. Innerhalb eines Jahres soll jeder Bürger ab einem Alter von 16 Jahren angeschrieben und zu einer Entscheidung darüber aufgefordert werden, ob er im Todesfall Organe spenden will oder nicht. Ziel ist die Erhöhung der Spenderzahlen. In Deutschland warten rund 12.000 Menschen auf ein Spenderorgan.