Filmkritik der Woche: "21 Jump Street"

epd-bild/Sony
Filmszene aus "21 Jump Street"
Filmkritik der Woche: "21 Jump Street"
Jungs ohne Fantasie: An die TV-Serie "21 Jump Street" erinnert sich kaum noch jemand - dennoch kommt jetzt eine Filmversion ins Kino. Der Film über zwei Jungpolizisten, die an einer Highschool ermitteln, bleibt trotz frischer Ideen ein bloßes Recyclingprodukt.

Wenn die Produktion von Remakes und Kinoadaptionen sich tatsächlich an der Nachfrage orientieren würde, dann gäbe es diesen Film nicht. An die TV-Serie "21 Jump Street" wurde in den letzten 20 Jahren eigentlich nur als frühe Station in der Karriere von Johnny Depp erinnert. Meist mit dem Hinweis, dass Depp diese Zeit, in der er zum Teenie-Idol wurde, im Grunde gehasst hat. Was mag die Produzenten dazu bewogen haben, aus der Serie nun einen Kinofilm zu machen? Und wie konnten sie Johnny Depp bloß dazu überreden, sich für einen Cameo-Auftritt darin herzugeben?

"21 Jump Street" gibt sich spöttisch selbst die Antwort auf diese Fragen: "Die zuständigen Jungs haben einfach keine Fantasie. Die hören nicht auf, alte Ideen, die vielleicht vor 20 Jahren funktioniert haben, aus der Schublade zu ziehen und sie wieder auszuprobieren. So recyceln sie die Scheiße aus der Vergangenheit und denken, dass wir?s nicht merken." Mit diesen Worten werden die beiden Versager der Polizeiakademie, Schmidt (Jonah Hill) und Jenko (Channing Tatum), auf Spezialauftrag zurück an die Highschool geschickt.

Selbst die Zuschauer, die das Serienoriginal nur vom Hörensagen kennen, werden bis dahin gemerkt haben, dass es sich bei "21 Jump Street" keinesfalls um die Leinwandadaption der Serie handelt, sondern tatsächlich um Recycling, allerdings nach dem radikalen Umwandlungsmotto "Ich war eine Dose". Wo die Serie dramatisch ernst genommen werden wollte, gilt in der Kinoversion das Gegenteil: Es muss über alles gelacht werden. Wer nicht mitlacht, wird sich ganz schnell einsam fühlen.

Als Undercoveragenten zurück in die Schule

Weil die Geschichte von den Undercoverpolizisten, die eine Highschool infiltrieren, allein nicht gar so viel Komik hergibt, weitet "21 Jump Street" die Rahmenerzählung aus. Der dickliche, nerdige Schmidt und der gutaussehende, aber nicht gerade intelligente Jenko hatten es als Schüler beide nicht leicht. An der Polizeiakademie werden sie Freunde. Als sie als Undercoveragenten zurück in die Schule müssen, bekommen sie die Gelegenheit zur Wiedergutmachung.

Die besten und frischesten Ideen offenbart der Film in den Szenen dieser Rückkehr an die Highschool. Denn dort haben sich die Verhältnisse inzwischen geradezu revolutioniert: Was zu Schulzeiten von Schmidt und Jenko als cool galt, etwa sich über andere lustig zu machen, ist nun absolut verpönt. Dagegen sind die Uncoolen von einst, die Schüchternen und Sanften, plötzlich die Beliebtesten. Für das ungleiche Polizistenpaar hat das vorhersehbare Folgen: Der pummelige Schmidt genießt unerwartet die Wärme der Popularität, während der frühere Highschool-Held Jenko zum Außenseiter abgestempelt wird. Leider gibt der Film diese soziale Ironie aber schnell wieder für das herkömmliche Parodieren von Actionszenen auf. Offenbar hat jemand von den zuständigen Jungs auch die Schublade mit den alten Ideen aus den "Police Academy"-Filmen aufgezogen.

USA 2012. R: Phil Lord, Christopher Miller. B: Michael Bacall. Mit: Channing Tatum, Jonah Hill, Brie Larson, Dave Franco, Rob Riggle, Ice Cube. L: 109 Min. FSK: 12, ff. Start: 10.5.