Naturschützer warnen vor Windrädern im Wald

Naturschützer warnen vor Windrädern im Wald
Rotoren, die Greifvögel schreddern oder die Lungen von Fledermäusen zum Platzen bringen: Bau von Windrädern in Waldgebieten bedroht den Artenreichtum, warnen Naturschützer. Entsprechende Erkenntnisse würden unter Verschluß gehalten.

Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert ein Moratorium für den Bau von Windkraftanlagen in Wäldern. Der Vorstandsvorsitzende Fritz Vahrenholt warnte am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung einer Studie, die Öffnung des Waldes als Standort für Windräder führe zur Gefährdung seltener Arten. Besonders Fledermäuse und Greifvögel seien bedroht. "Der artenreiche Wald und die Vogelwelt werden von der Energiewende in die Zange genommen", kritisierte der frühere Topmanager des Energiekonzerns RWE. Die Energiewende brauche "eine Wende zugunsten der Natur". Natur und Artenschutz müssten Vorrang haben. In einer weiteren Studie unter Leitung des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) werden ebenfalls ausreichende Abstandsflächen von Windrädern zu Brutgebieten von Greifsvögeln gefordert.

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Nach Angaben von Vahrenholt sind die Gefahren schon lange bekannt, werden aber bislang der Öffentlichkeit vorenthalten. Bereits 2007 hätten die 16 staatlichen Vogelschutzwarten in einem "Helgoländer Papier" Empfehlungen zum Schutz von Vogelarten bei Planung und Bau von Windkraftanlagen verabschiedet. Das Papier werde allerdings von den Behörden unter Verschluss gehalten, weil es "ein Hemmnis zum Ausbau der Windenergie wäre", sagte der frühere Hamburger Umweltsenator.

Der Autor der neuen Studie, der Biologe und Vogelschutzexperte Klaus Richarz, verweist in seiner Untersuchung auf die bis zu 240.000 Fledermäuse, die jährlich in Deutschland den derzeit 24.000 Windkraftanlagen zum Opfer fallen. Die Tiere könnten zwar den Rotoren auch im Dunkeln ausweichen, aber im Unterdruck auf der Rückseite der Anlagen platzten ihre Lungen, sagte Richarz in Berlin. Dabei stünden die meisten der heimischen Fledermausarten auf der "Roten Liste" der bedrohte Tierarten.

Besonders sensibel auf die Rotoren reagierten auch Vogelarten wie der extrem seltene Schreiadler, der Rotmilan und der Schwarzstorch. Viele Greifvögel würden zudem durch Kollisionen mit den Rotorblättern ums Leben kommen. So habe sich beispielsweise der Brutbestand des seltenen Schwarzstorchs am hessischen Vogelsberg nach dem Bau von 125 Windkraftanlagen in einem Zeitraum von nur sechs Jahren von 14 Brutpaaren auf heute fünf reduziert. In Brandenburg, ein Land mit besonders vielen Windkraftanlagen, befänden sich die Bestände des Rotmilans mittlerweile an der Grenze der Populationsgefährdung. Sollten jetzt noch die Wälder flächendeckend freigegeben werden, würden sich die Bestände von Vögeln und Fledermäusen zusätzlich weiter dramatisch reduzieren.

Nahezu unbekannt seien zudem die Auswirkungen von Windrädern in Wäldern auf Arten wie den Wespenbussard oder Singvögel. Hier gebe es große Wissenslücken, die erst durch Untersuchungen geschlossen werden sollten, bevor die Windräder genehmigt werden, sagte Richarz, der 22 Jahre die Staatliche Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland leitete. In dem "Helgoländer Papier" werden Abstandskriterien beispielsweise für Brutplätze des Rotmilans von 1.500 Metern, beim Schreiadler von 6.000 Meter oder bei Schwarzmilan und Fischadler von 3.000 bis 4.000 Meter gefordert.

Auch die Nabu-Studie spricht davon, dass das Kollisionsrisiko bei Rotmilanen in einem Bereich von 1.250 Metern um den Horst besonders hoch ist und empfiehlt wie die Wildtier Stiftung bundesweit verbindliche Abstandsregelungen. Windparks sollten zudem keine besonderen Anziehungspunkte für Vögel bieten. Dazu zählten etwa der Grünroggen-Anbau oder Misthaufen.