Mediziner: Situation von Flüchtlingen im Nordirak ist katastrophal

Mediziner: Situation von Flüchtlingen im Nordirak ist katastrophal
Die Lage von rund 750.000 Flüchtlingen im Nordirak, die der Terrorgruppe "Islamischer Staat" entkommen sind, ist nach Angaben eines Mediziners "dramatisch und katastrophal".
15.08.2014
epd
Martina Schwager

Der hannoversche Arzt Hüseyin Bektas, Mitglied im Verband kurdischer Ärzte, sagte am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd), die Menschen lagerten unter freiem Himmel auf der nackten Erde ohne Wasser und Nahrung. Der Professor von der Medizinischen Hochschule Hannover steht seit Wochen in Kontakt mit Kollegen vor Ort. Er werde am Montag selbst in den Irak reisen, um den Menschen zu helfen.

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"Unter jedem Baum, an jedem Stein liegen Menschen", berichtete Bektas. Die Flüchtlinge, überwiegend Jesiden und Christen, litten unter Hitze und Wassermangel - vor allem Kinder und alte Menschen. Die Ärzte versuchten, möglichst vielen mit Infusionen und Antibiotika zu helfen. Aber sie hätten bislang kaum Medikamente, Wasser und Lebensmittel, die sie verteilen könnten: "Es fehlt an allem."

Örtliche Krankenhäuser sind nach Berichten seiner Kollegen vor Ort hoffnungslos überbelegt. In der Region lebten normalerweise 4,5 Millionen Menschen. In den vergangenen zwei Monaten seien insgesamt 1,5 Millionen Flüchtlinge dazugekommen. "Damit sind die kurdische Regierung und die Behörden völlig überfordert. Die Infrastruktur ist zusammengebrochen", sagte Bektas.

Die Hilfsorganisationen hätten sich schon vor Wochen aus Sicherheitsgründen zurückgezogen. Bektas begrüßte, dass die Bundesregierung erste Hilfslieferungen gestartet hat. Er appellierte an die Hilfsorganisationen, jetzt auch zurückzukehren. Es brauche vor allem die Unterstützung des Technischen Hilfswerks (THW): "Es müssen sanitäre Einrichtungen geschaffen werden, die Wasserversorgung muss aufgebaut werden. Die Menschen brauchen Zelte, Decken, Kleidung, Lebensmittel."