Klohäuschen und Kanzlerin: Junges Team plant Katholikentag

Klohäuschen und Kanzlerin: Junges Team plant Katholikentag
Die Kanzlerin kommt, der Pfarrer Joachim Gauck kommt. Wohl als Bundespräsident. Bühnen müssen aufgebaut, Privatquartiere gefunden, Klohäuschen in der Stadt verteilt werden. 50.000 Menschen werden Mitte Mai in Mannheim erwartet. Das Wohl des altehrwürdigen Katholikentags liegt in den Händen eines jungen Teams.
23.02.2012
Von Ingo Senft-Werner

"Haben wir Mitarbeiter, die älter als 35 Jahre alt sind?" Die fürs Personal zuständige Geschäftsführerin Anne Borucki überlegt kurz. "Nicht mehr als eine Handvoll." Die 33-jährige Diplompädagogin hegt dennoch keinen Zweifel, dass die inzwischen auf rund 40 Mitarbeiter angewachsene Truppe den 98. Katholikentag im Mai in Mannheim stemmen wird. "Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren - und wir liegen gut im Rennen."

Das Team hat in einem repräsentativen Klinkerbau, einem ehemaligen Industriegebäude aus der Gründerzeit, sein Domizil aufgeschlagen. Die Gänge sind mit blauem Teppich ausgelegt, an den Wänden Plakate und farbige Fahnen früherer Katholikentage. Fromme Papstbilder oder erbauliche Sprüche sucht man vergebens. "Das konservative Kirchenbild passt nicht zu uns; wir sind politische und freche Katholiken", sagt die Leiterin der Presseabteilung, Gudrun Lux, mit einem Lachen.

Im Gegensatz zu Borucki, die zum dritten Mal im Organisationsteam für das große Laienforum sitzt, zählt die 31-Jährige zu den Neulingen. Sie wundert sich immer wieder, "was da alles dranhängt, wenn man eine Stadt mit 50.000 Menschen fluten will". Viele Arbeiten sind dabei offensichtlich: Der Ticketverkauf, die Betreuung der erwarteten 25.000 Dauerteilnehmer und mehr als 30.000 Tagesgäste, die Suche nach Unterkünften, die noch etwas schleppend läuft. "Wir brauchen rund 4.000 Privatquartiere und bisher haben wir erst 700."

Ein Thema: Umgang mit Kindesmissbrauch

Auch das Programm mit 1.200 Veranstaltungen vom 16. bis 20. Mai will vorbereitet sein. "Dafür sind in erster Linie ehrenamtliche Arbeitskreise verantwortlich. Wir führen das hier zusammen", erzählt Lux. Diesmal spielen innerkirchliche Themen eine größere Rolle als bei früheren Katholikentagen. Etwa ein Drittel der Veranstaltungen dreht sich um drängende Fragen wie den Umgang mit Kindesmissbrauch und die Folgen des Priestermangels. "Das beschäftigt die Gemeinden." Dennoch bleibe genug Raum, um auch die Weltverantwortung der katholischen Kirche zu beleuchten.

Damit so ein Großereignis über die Bühne gehen kann, werden genau solche gebraucht: Bühnen. "Wir haben lange nach passenden öffentlichen Plätzen gesucht", erzählt Patrick Elling von der Logistik-Abteilung. "Das war nicht leicht, denn Mannheim ist eine sehr enge und verbaute Stadt." Ihm arbeitet eine externe Firma mit Architekten und Bauingenieuren zu, die sich um alle Genehmigungen kümmert. Das reicht von der Vermessung von Gebäuden über Straßensperrungen bis zum Aufstellen von Klohäuschen.

Nicht zuletzt muss Elling auch mit Polizei und Sicherheitsdiensten verhandeln, vor allem für die Promi-Auftritte. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und fast alle ihre Kabinettskollegen haben sich angesagt, eine Zusage aus dem Bundespräsidialamt liegt vor - und jetzt steht ja auch so gut wie fest, wer kommt: der Pfarrer Joachim Gauck. "Wir legen bei solchen Auftritten natürlich Wert darauf, dass unsere Helfer mit den Katholikentagstüchern neben Merkel und Co stehen und nicht Anzugmänner mit Knopf im Ohr", sagt Borucki.

"Allmächtig" reicht nicht - "Facebook" muss sein

So ein Großereignis - Katholikentage gibt es alle zwei Jahre in einer anderen Stadt - kostet Geld. 8,5 Millionen Euro werden für Mannheim veranschlagt. Davon übernehmen der Bund, das Land Baden- Württemberg und die Stadt etwa 3,5 Millionen, die katholische Kirche 2,1 Millionen Euro. Der Rest wird zum Beispiel über Eintrittsgelder, Spenden oder Zuschüsse für Einzelprojekte erwirtschaftet.

Lux muss mit ihrem Presseteam all diese Informationen "verkaufen". Zum Katholikentag haben sich rund 800 Journalisten aus aller Welt angemeldet. Zudem gilt es, die Internet-Gemeinde zu erreichen. "Das wird der erste Katholikentag, bei dem wir so richtig mit breiter aktueller Berichterstattung auf unserer Internetseite, Twitter und Facebook loslegen", kündigt Lux an. Vor ihrem Zimmer hängt die passende Karikatur. "Ich bin allmächtig", sagt Gott auf dem Thron. "Das reicht nicht", wagt ein Engel Widerspruch. "Sie müssen auf Facebook sein."

dpa