VEM-Kampagne gegen Landraub

VEM-Kampagne gegen Landraub
Zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember appelliert die VEM: „Gegen Landraub. Für Menschenrechte“ Die Optik: Ein Fleckchen Erde mit Haus, Baum und Kuh, ist in einem Einkaufswagen gelandet.

„Sale“ steht auf dem Schild, das dem scheinbaren Ramschposten angeheftet ist, störrisch ragen die Wurzeln durch die Drahtgitter des Einkaufswagens – ins Leere. „Für viele Menschen bedeutet Land schlicht das Leben. Land ist Lebensgrundlage“, sagte Präses Nikolaus Schneider bei der Vorstellung der diesjährigen Menschenrechtsaktion der Vereinten Evangelischen Mission (VEM). „Ich begrüße, dass die VEM sich des Themas Landraub annimmt.“ Außerdem sei ihm der biblische Bezug wichtig, so der Präses. Die Materialien zur Kampagne sind mit einem Satz aus dem Dritten Buch Mose versehen: „Denn das Land soll euch seine Früchte geben, damit ihr genug zu essen habt und sicher darin wohnt.“

Land bedeutet Leben, das machte auch VEM-Generalsekretär Dr. Fidon Mwombeki deutlich. Vielleicht nicht so sehr für die meisten in Europa, denn hier ist Grundbesitz nichts, worüber die Menschen nachdenken. „Sie besitzen einen kleinen Garten, aber nicht für ihre Existenz, sondern für den Spaß.“ Das ist in Afrika oder Asien anders. Zum Beispiel Tansania: Eine norwegische Firma ergattert 300.000 Hektar Land, will sie aufforsten und dann die Zertifikate verkaufen, wie VEM-Vizegeneralsekretär Dr. Jochen Motte erzählt. Die Dorfbewohner sagen, sie haben Arbeitsplätze, eine Schule und Zugang zu Wasser versprochen bekommen, als sie ihr Land hergaben – jetzt fühlen sie sich um die Versprechen betrogen und ihr Land ist weg.

Dabei lobt der gebürtige Tansanier Mwombeki die grundsätzlich jeder Liberalisierung gebenüber skeptische tansanische Regierung. Die VEM weiß aus ihren Mitgliedskirchen um ungezählte Beispiele von „Landraub“, etwa auf den Philippinen, in Westpapua, in Namibia. Mwombeki: „Unser Appell ist, die Welt zu sensibilisieren, dass Landaneignung von indigenen Völkern verwerflich ist.“ Insbesondere spiele ganz häufig Korruption eine Rolle, wenn Menschen um ihre kleine Scholle gebracht werden, von der sie leben müssen.

Palmöl, Pizza, Papua

Dabei entstehen die Probleme vielleicht „weit weg“, aber verwickelt ist Europa immer öfter ganz direkt. Eben im Beispiel, weil die Firma aus Norwegen kommt. Oder weil das Palmöl in der Fertigpizza schuld ist, dass ganze Dörfer von ihrem Land vertrieben werden, wie es bei der VEM heißt. Gemeint sind der Aufkauf von riesigen Flächen und der weltweite Handel mit Rohstoffen zu Spottpreisen. Eben zum Beispiel laut VEM von der indonesischen Regierung freigegebene Palmöl-Plantagen in Westpapua – denen Regenwaldgebiete zum Opfer fallen sollen, wofür indigene Papua unter militärischem Druck vertrieben werden.

Mwombeki unterstreicht: Vielen betroffenen Regionen fehlt Kapital und Expertise, deshalb: „Es ist wahr, Afrika braucht Investitionen.“ Doch nötig seien „verantwortliche Investitionen“, nicht betrügerische, koloniale, einseitige. Deutlich wurde auch, dass der Generalsekretär davon ausgeht: „Der größte Druck muss von den Einheimischen kommen.“ Und hierbei können die Kirchen eine große Rolle spielen – Kirchen, mit denen die Evangelische Kirche im Rheinland durch die VEM direkt verbunden sind.
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