Kanzlerin wirbt in Dresden für UN-Umweltorganisation

Kanzlerin wirbt in Dresden für UN-Umweltorganisation
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich für eine eigenständige UN-Umweltorganisation ausgesprochen. Angesichts des wachsenden Stellenwerts von Umweltfragen sei der Zeitpunkt dafür gekommen, sagte sie am Samstag auf dem evangelischen Kirchentag in Dresden. Zwar gebe es mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) bereits ein Organ. Es verfüge aber nicht über den Status wie zum Beispiel die Weltgesundheitsorganisation.

Merkel schlug als Sitz einer solchen Umwelt-Behörde ein afrikanisches Land vor. Es sei nicht fair, dass dieser Kontinent bislang nicht Sitz einer UN-Organisation ist. Sie sei aber unsicher, ob es zur Gründung einer solchen Einrichtung komme. Der Fortschritt in der internationalen Politik sei oft nur sehr langsam, erklärte die Bundeskanzlerin.

Zudem mahnte sie eine Reform des UN-Sicherheitsrates aus. Dessen Zusammensetzung entspreche der Ordnung nach dem Zweiten Weltkrieg aber nicht der Gegenwart nach dem Kalten Krieg.

Merkel sprach sich für eine engere Zusammenarbeit der Länder aus. So hätten die G-20-Staaten in der Finanzkrise Maßnahmen zur Stabilisierung abgesprochen. Eine solche Kooperation in Notsituationen sollte die Weltgemeinschaft lehren, auch in guten Tagen zusammenzuarbeiten. US-Amerikaner und Europäer müssten aber andere Gewichte in der Welt akzeptieren und die Macht mit anderen teilen.

"Wir brauchen einen anderen Wachstumsbegriff"

Die Kanzlerin sprach sich darüber hinaus für ein neues Verständnis von gutem Wirtschaftswachstum aus. "Wir brauchen einen modernen Wachstumsbegriff, bei dem alle sieben Milliarden Menschen ihre Chance haben." Nachhaltiges Wachstum messe sich nicht am Bruttosozialprodukt, sondern am verantwortlichen Umgang mit Ressourcen. Allen Menschen auf der Erde eine Chance zu ermöglichen, sei eine Verpflichtung, die sich aus der Menschenrechtserklärung ergibt.

Die Bundeskanzlerin forderte zudem die Wahrung von Religionsfreiheit. "Wir reichen allen Religionen die Hand zu einem guten Dialog", sagte Merkel. Gleichzeitig müssten Christen in anderen Ländern sicher sein, dass das auch für sie gelte.

Zur der aktuelle Debatte um Migranten aus der arabischen Welt sagte Merkel, dass Deutschland zur Aufnahme von Kriegsflüchtlingen Verfolgten verpflichtet sei. Dies gelte derzeit zum Beispiel für Menschen aus Libyen, dem Jemen oder Syrien. Im Falle Tunesien, wo das Regime, bereits gestürzt sei, sei dies anders. Menschen von dort aufzunehmen sei ein falsches Zeichen, denn dann fehlten sie dort. Wichtiger sei Hilfe zur Entwicklung.

epd