Inhaftierte Deutsche in Iran von Verwandten besucht

Inhaftierte Deutsche in Iran von Verwandten besucht
An Weihnachten klappte das ersehnte Treffen nicht. Doch am Dienstag ließen die iranischen Behörden den beiden inhaftierten Deutschen und ihren Angehörigen viel Zeit für das Wiedersehen. Doch wann sie freigelassen werden, ist weiterhin offen.
28.12.2010
Von Jörg Blank und Farshid Motahari

Die beiden Deutschen wirken erschöpft. Als der iranische Nachrichtensender Al-Alam Bilder vom Treffen mit ihren Angehörigen drehen will, möchten die Reporter der "Bild am Sonntag" lieber nicht gefilmt werden. 78 Tage nach ihrer Verhaftung konnten die im Iran inhaftierten Männer am Dienstag endlich ihre Familienangehörigen treffen. Einen halben Tag gaben die iranischen Sicherheitsbehörden ihnen für das langersehnte Wiedersehen Zeit.

Gegen 23.00 Uhr deutscher Zeit - da war es in der Provinzhauptstadt Täbris im iranischen Nordwesten schon weit nach Mitternacht, führten Sicherheitsbeamte die Gefangenen mit ihren Lieben aus Deutschland zusammen. Der Ort des Treffens: ein Fünf- Sterne-Hotel mit moderner Glasfassade und fast 200 Zimmern am Rand des Schah-Goli-Parks in der Nähe des Universitätsgeländes. Hier steigen sonst gerne auch Geschäftsreisende ab. "Ein schönes Hotel mit einmaligem Restaurant", lobt ein Gast im Internet.

Doch die Deutschen dürften kaum Augen für den Luxus gehabt haben - zu lange haben sie die Vertrauten aus Deutschland nicht gesehen. Die iranischen Behörden hatten für die Inhaftierten und ihren Besuch eigens Zimmer reserviert. An einer fast festlich gedeckten Tafel mit Kerzenleuchtern frühstückten die Reporter mit ihren Angehörigen, dem deutschen Botschafter und anderen Mitarbeitern der Botschaft. Die Frauen saßen mit traditionell verhüllten Haaren am Tisch, ein Hotelbediensteter servierte Getränke.

Diplomatisches Tauziehen

Zwar waren iranische Sicherheitsleute bei dem Treffen dabei, doch hielten sie sich eher dezent im Hintergrund, hieß es in diplomatischen Kreisen. So habe es für die Familien auch Gelegenheit gegeben, alleine miteinander zu sprechen. Über den Inhalt der Gespräche wollte von offizieller Seite niemand etwas sagen, nur soviel hieß es: den Inhaftierten gehe es den Umständen entsprechend gut. Doch über den wahren Gesundheitszustand sagt diese Diplomaten- Floskel meist nur wenig aus.

Der Zusammenkunft war ein tagelanges diplomatisches Tauziehen vorangegangen. Schon an Heiligabend reisten die Schwester des Reporters und die Mutter des Fotografen nach Teheran. Außenminister Guido Westerwelle hatte den Iran öffentlich aufgefordert, schon über Weihnachten ein Treffen zu ermöglichen. Dann folgte ein nervenaufreibendes Hin und Her: Die iranische Seite habe eine Begegnung am ersten Weihnachtstag angekündigt, hieß es im Außenamt in Berlin. Das sei dann aber per Telefon abgesagt worden.

Am Montag berief das AA den iranischen Botschafter ein und machte den Unmut der Bundesregierung deutlich. Westerwelle telefonierte mit seinem iranischen Amtskollegen. Der traf sich daraufhin mit den Angehörigen und sagte eine rasche Begegnung zu.

Einsatz für baldige Freilassung

In Teheran hieß es, der amtierende Außenminister Ali-Akbar Salehi habe sich mit mehreren Behörden auseinandersetzen müssen, um das Treffen zu ermöglichen. Die Justiz hatte sich demnach gegen eine Zusammenkunft zu Weihnachten in der deutschen Botschaft in Teheran gestellt, am Ende aber doch die Zusammenkunft in Täbris befürwortet, wo die Deutschen inhaftiert sind. Besonders Salehi setze sich für eine baldige Freilassung der Reporter ein, hieß es.

Die Deutschen waren am 10. Oktober verhaftet worden, weil sie gegen Visa-Regelungen verstoßen haben sollen. Sie hatten versucht, den Sohn und den Anwalt von Sakineh Mohammadi-Aschtiani zu interviewen, die wegen Ehebruchs zum Tode durch Steinigung verurteilt worden war. Der Fall ist ein sehr heikles Thema im Iran, direkte Berichterstattung darüber gilt als Tabu für die ausländische Presse.

Nach zwölf gemeinsamen Stunden machten sich die Angehörigen am Dienstagmittag wieder auf den Rückweg nach Teheran. Während sie für die 600 Kilometer nach Täbris das Flugzeug genommen hatten, traten sie die Rücktour mit dem Auto an. Anschließend wollten Schwester und Mutter zeitnah nach Deutschland zurückkehren, hieß es.

Iranische Justiz

Signale für eine rasche Freilassung von Bruder und Sohn haben sie dann wohl nicht im Gepäck: Ein Sprecher des iranischen Außenministeriums wies Spekulationen zurück, dass nun auch eine baldige Freilassung der Deutschen anstehe. Der Fall sei in den Händen der iranischen Justiz - und die werde bestimmen, ob die Beiden schuldig oder unschuldig seien.

dpa