Schneller, mein Gott, zu dir

Schneller, mein Gott, zu dir
Manche Beerdigungsunternehmen nehmen ihre Aufgabe ein wenig zu sportlich.

Auch wenn wir diese Möglichkeit meist gerne von uns wegschieben und nicht darüber nachdenken wollen: Menschen sterben. Zumeist ist das eine traurige Angelegenheit. Die Angehörigen müssen Abschied nehmen. Der Leichenwagen kommt und nimmt den Sarg mit. Würdevoll-pietätvoll rollt er langsam von der Bühne. Wir haben Zeit. Nichts eilt mehr im Angesicht der Ewigkeit, die nun auf den Verstorbenen wartet. Manche möchten diesen Moment des Abschieds besonders gestalten – so berichteten wir schon über Leichenwagen-Umbauten des Elektroauto-Herstellers Tesla, der sogar insbesondere im gemessenen Schritttempo an der Spitze eines Trauerzuges einen guten Eindruck macht. 

Doch der Fall, von dem wir heute berichten wollen, ist schon etwas ganz Besonderes. Ein italienischer Beerdigungsunternehmer sollte offenbar einen Verstorbenen aus Berlin abholen. So weit, so gut, mal abgesehen von den Verwicklungen, die das Sterben im Ausland so mit sich bringen kann. Die Geschichte bestätigt nun allerdings irgendwie alle Klischees, die es so über Italiener gibt. Nun ja, ein Ferrari war es zwar nicht – aber immerhin ein PS-starker, goldglänzender Maserati, der sich von Carrara (nein, nicht Carrera) in Italien auf den Weg in die Bundeshauptstadt machte. Und während in Italien natürlich Geschwindigkeitsbeschränkungen ohne Ende gelten, konnte der Fahrer dieses Maserati nun bei diesem Auslandsauftrag endlich mal richtig auf die Tube drücken. So kam, was kommen musste: Auf der A9 im Landkreis Hof kam der Turboleichenwagen ins Schleudern und prallte gegen die Leitplanke. Sachschaden etwa 100.000 €, der Fahrer blieb zum Glück unverletzt. 

Tja, war‘s wohl nichts mit dem standesgemäßen Expressleichentransport ins schöne Italien. Wie der Sarg – oder die Urne, das ist nicht klar – schließlich nach Hause kam, ist nicht überliefert. Womöglich auch noch mit der Bahn …

Aber stellen Sie sich mal vor, das Ganze wäre auf der Rückfahrt geschehen. Was schreibt man denn dann in den Polizeibericht? Zwei Personen unverletzt, aber ein Toter? Das stellt die Polizei vor ganz ungewohnte Probleme. In jedem Fall besser, dass das Fahrzeug nicht belegt war. 

Wir schließen diesen Bericht mit einer minimalen Abwandlung des bekannten Liedes „Schneller, mein Gott, zu dir“ von Sarah Flower Adams (deutsch von Erhardt Friedrich Wunderlich 1875), das wir in dieser Variante allen ans Herz legen, die sich an hohen Geschwindigkeiten auf deutschen Autobahnen ergötzen:

Schneller, mein Gott, zu Dir, schneller zu Dir!
Drückt mich der Blitzer hier, drohet man mir,
Soll doch trotz Bußgeldpein dies meine Losung sein:
Schneller, mein Gott, zu Dir,
Schneller zu Dir!

Bricht mir, wie Jakob dort, Nacht auch herein,
Find ich zum Unfallort nur einen Stein,
Ist selbst im Staue hier mein Sehnen für und für:
Schneller, mein Gott, zu Dir,
Schneller zu Dir!

Geht auch die Autobahn rutschig und steil,
Führt sie doch himmelan zu meinem Heil.
Gelbe Engel so licht und schön winken aus sel'gen Höhn:
Schneller, mein Gott, zu Dir,
Schneller zu Dir!

Ist selbst von Nass verhüllt mein Weg allhier:
Wird nur mein Wunsch erfüllt: Schneller zu dir!
Rutsch ich in voller Fahrt, wo mir die Leitplank harrt:
Schneller, mein Gott, zu Dir,
Schneller zu Dir!

 

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