Der elektrische Organist

Der elektrische Organist
Was tun gegen den Organistenmangel in den Kirchen? Ein schwäbisches Unternehmen hilft …

Besonders in den Gemeinden auf dem Land wird das Problem immer größer und drängender: Wer soll am kommenden Sonntag die Orgel spielen? Die altgedienten Organisten, die oft jahrzehntelang treu Sonntag für Sonntag ihren Dienst verrichteten, werden langsam, aber sicher alt, zu alt, um weitermachen zu können. Und, ganz ehrlich, die Qualität ihrer Begleitung nimmt oft im Lauf Der Zeit auch gewaltig ab. Junge Menschen dagegen sind eher selten für diesen Dienst zu begeistern, und wenn, dann sind sie oft schon nach wenigen Jahren wieder weg, zum Studium, zur Arbeit in einer anderen Stadt.

Klaus Holzapfel, nach eigenem Bekunden selbst eher mittelmäßiger Organist, hatte die Idee: Ein programmierbares Gerät, das einfach auf die Tasten der Orgel aufgesetzt werden kann und in Vertretung des abwesenden oder überhaupt nicht vorhandenen Organisten die Begleitung der Gemeinde übernimmt. Die Programmierung wird normalerweise von erfahrenen Kirchenmusikern übernommen, die einmal einspielen, was diese „Organola“ in Zukunft regelmäßig wiedergeben soll. Abgerundet wird das Ganze von einem Programm namens Megaliwa, mit dem der Pfarrer oder die Pfarrerin nicht nur die Abfolge der Lieder auswählen, sondern gleichzeitig daraus auch ein Liedblatt für die Gemeinde machen kann. Der Start des jeweils nächsten Musikstücks geschieht dann im Gottesdienst mittels eines Funkimpules.

Auch Vor- und Nachspiele und Meditationen sind natürlich möglich. Diese heißen dann zum Beispiel „Meditation, freundlich“, „Meditation, nachdenklich“ oder „Nachspiel, freundlich“. Da dürfte wohl für jeden Geschmack etwas dabei sein, wobei sich schon die Frage stellt, ob es wohl auch unfreundliche Nachspiele gibt. Na ja, bei manchen menschlichen Musikern vielleicht schon.

Zwar sieht sowohl die Website dazu (www.organola.de) als auch das Programm selbst ein wenig altbacken aus (die gute alte MIDI-Schnittstelle ist selbstverständlich dabei, auch ein Hinweis wie „nur mit eingebauter Soundkarte“ erscheint wie ein Gruß aus längst vergangenen Zeiten), doch es scheint ganz gut zu funktionieren. 250 Exemplare hat das Ingenierbüro Holzapfel nach eigenen Angaben inzwischen verkauft. Ein Segen für Gemeinden, die nicht wissen, wo sie ihre Musik am Sonntag herbekommen sollen. Und sollte doch mal ein echter Mensch an der Orgel sitzen können, wird das Gerät einfach von der Orgel heruntergenommen. Es soll ja nur eine Notlösung sein. Ein lebender Musiker ist doch immer noch etwas Persönlicheres. Selbst, wenn er oder sie vielleicht nicht so perfekt spielt wie die Maschine. Und jetzt bitte: Nachspiel, fröhlich. Danke und einen schönen Sonntag.

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