Jesus – Krokodil 0:1

Jesus – Krokodil 0:1
Ein Pfarrer in Simbabwe starb auf spektakuläre Weise während der Ausübung seines Dienstes.

An sich ist es eine wirklich tragische (und möglicherweise auch falsche, siehe Update unten) Meldung, doch irgendwie können wir nicht umhin, es auch ein wenig komisch zu finden: Pfarrer Jonathan Mthethwa von der Saint of the Last Days Church in Simbabwe hatte eine ganze Woche lang seit seiner letzten Sonntagspredigt gefastet und gebetet, um ein Wunder vollbringen zu können. Denn er hatte seiner Gemeinde versprochen, seinen eigenen tiefen Glauben zu beweisen, indem er wie Jesus auf dem Wasser laufen wollte. Am vergangenen Samstag also: Gemeindeausflug zum Fluss, ausgerechnet dem „Crocodile River“. Eine fatale Entscheidung: Statt auf dem Wasser zu laufen wie Jesus, wurde er gleich von drei Krokodilen angefallen und innerhalb kürzester Zeit vollständig aufgefressen. Laut Augenzeugen blieben nur seine Sandalen sowie seine Unterwäsche. Die Rettungsdienste, die eine halbe Stunde später eintrafen, konnten natürlich nicht mehr allzu viel für den verhinderten Wundertäter tun.

Die Meldung ist natürlich – entschuldigen Sie die Wortwahl, aber es passt so gut – ein gefundenes Fressen für Atheisten und alle Religionskritiker. Ja, Pastor Jonathan Mthethwa hat sich wohl durchaus für den diesjährigen „Darwin Award“ qualifiziert, bei dem jährlich die blödesten Arten, ums Leben zu kommen, „prämiert“ werden. 

Doch diese tragische Geschichte bringt uns auch zu einer spannenden Frage: Wie halten wir es mit dem Gottvertrauen? Hatte Jonathan Mthethwa nicht doch Recht, vollständig auf Gottes Hilfe zu vertrauen? Müssten wir nicht alle unseren Glauben viel ernster nehmen, fester glauben? Sagte Jesus nicht: „Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.“? (Mt 17,20) War selbst sein Glaube kleiner als ein Senfkorn? Zu klein? 

Ich glaube, der Pastor hat etwas ganz Wesentliches übersehen. Jesus hat Wunder nicht gewirkt, um etwas zu beweisen. Natürlich waren seine Wunder, von denen die Bibel erzählt, immer Hinweise auf die Kraft und die Liebe Gottes, aber in erster Linie waren sie Ausdruck seiner absoluten und unbedingten Hingabe zu den Menschen um ihn herum. Was Jonathan Mthethwa dagegen tat, war etwas ganz anderes: Es war der Versuch, seine eigene Glaubensstärke herauszustellen. Durch ein Wunder zu beweisen, was für ein toller Christ er war. Sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Nein, so funktioniert Glauben nicht. Glauben und Gottvertrauen ist: Mein Leben in Gottes Hände legen. Aber eben nicht, um etwas zu beweisen. Höchstens, um darauf hinzuweisen: Wir nehmen unser Leben und unser Sterben aus Gottes Hand.

Das gilt auch zum Beispiel für schwer kranke Menschen: Hat ein Christ, der an Krebs stirbt, nur nicht fest genug an Gott geglaubt, nicht stark genug gebetet? Hätte mehr Gebet die Krankheit besiegt? Nein, das glaube ich nicht. Es geht nicht um unsere Leistung. Nicht um unsere Glaubensstärke. Wir können nur vor Gott stehen und sprechen: Dein Wille geschehe.

Bei aller Tragikomik des Ablebens von Jonathan Mthethwa: Uns verbindet die Hoffnung darauf, dass auch sein Leben nicht bei den Krokodilen endete. Sondern dass Gott einen Platz für ihn bereithält. Und dass wir eines Tages gemeinsam mit ihm ganz herzlich und schallend lachen können über diese wunderliche Geschichte. Ruhe in Frieden, Jonathan Mthethwa. 

Update 17.5.: Mit einiger Wahrscheinlichkeit handelte es sich auch um eine Falschmeldung. Mehr dazu auf snopes.com unter diesem Link. Das ändert allerdings nichts an den grundsätzlichen Gedanken im zweiten Teil. Danke an "Cori-als-Gast" für den Hinweis in den Kommentaren.

weitere Blogs

Ein mysteriöser Todesfall, das Mauern der Einheimischen und eine latente Homophobie begegnen einer lesbischen Pastorin bei ihrer Ankunft in einer ostdeutschen Kleinstadt. Aus der Großstadt bringt sie zudem ihre persönlichen Konflikte mit. Beste Zutaten für den Debütroman „In Hinterräumen“ von Katharina Scholz.
Nach 15.000 Kilometern und fünf Monaten ist Leonies Reise vorbei. Was bleibt? In ihrem letzten Blogbeitrag schaut sie auf ihre Erfahrungen zurück.

Vom Versuch nicht zu hassen. Biografische Streiflichter von gestern, das irgendwie auch heute ist.