Prost Luther!

Prost Luther!
Reformationsbier: Ausschnitt aus dem Flyer der Brauerei LEHNER
Foto: Brauerei LEHNER, Rosenfeld
Reformationsbier: Ausschnitt aus dem Flyer der Brauerei LEHNER
Schon wieder was Lutheriges zum Jubiläum. Diesmal: Bier. Aber erstaunlich gut!

Ach, was haben wir in den letzten Monaten schon alles an Ideen zur Vermarktung des Reformationsjubiläums gesehen, belacht und bestaunt. Luther-Quietscheenten (schwimmen nicht aufrecht), Luther-Tomaten, Luther-Kaffee, ach nein, den haben wir glaube ich noch gar nicht mit einem Blogeintrag bedacht. Vielleicht haben sie es ja noch nicht mitgekriegt, weil Sie die letzten Monate in einem hermetisch abgeriegelten Kellerloch ohne Internetanschluss verbracht haben: In diesem Jahr feiern wir 500 Jahre Reformation! Nur so zur Erinnerung. Räusper.

Um diese 500 Jahre kommen wir natürlich einfach nicht herum. Viele Gemeinden haben die unterschiedlichsten Dinge vorbereitet. Im ganzen Land der Reformation gibt es Veranstaltungen und Aktionen, manche durchaus sehr kreativ. Der Kirchenbezirk Sulz a.N. (am Neckar) machte sich bereits im Jahr 2015 Gedanken, wie dieses Jubiläum zu würdigen sei. Wie praktisch, dass der Rosenfelder Stadtpfarrer kraft Amtes Mitglied des Stiftungsrats der Rosenfelder Brauerei Lehner ist, die mit ihrer Stiftung Menschen in Not im Zollernalbkreis unterstützt. Da lag es nahe, zur Erinnerung an den fröhlichen Biertrinker Martin Luther, der das Gebräu seiner Frau „Herr Käthe“ sehr zu schätzen wusste, ein eigenes Bier herauszubringen. Das „Reformationsbier“ der örtlichen Brauerei gibt es nur bis zum Reformationsfest 2017. Bis dahin liegt jedem Kasten ein Flyer bei, der einige Informationen über Luther, seine Frau und die wichtigsten Gedanken der Reformation enthält – und natürlich auch zur Brauerei Lehner, die Gerste von Landwirten vor Ort verwendet und dieses „dunkle, zünftige Bier“ nach alter Handwerkskunst braut.

Ehrlich: Diese Aktion ist mir, im Vergleich zu manchen anderen, durchaus sympathisch. Sie stellt Martin Luther als den fröhlichen Genießer dar, der er wohl auch oft war. Sie vermittelt Lebenslust. Und reformatorische Gedanken. Und, nebenbei, stärkt sie eine kleine, örtliche Brauerei und die „Reformation“ der Braukunst hin – oder besser: zurück – zu lokaler Produktion.

Gut, dass die Verantwortlichen mittlerweile wohl auch gemerkt haben, dass auch in der alten Frakturschrift „Reformationsbräu“ nicht mit dem „langen“ s („ſ“), sondern mit dem unserem lateinischen s sehr ähnlichen Abschluss-s geschrieben wird; in einer offenbar älteren Version steht da das lange s. Nun aber ist alles gut. Als gebürtiger Neuendettelsauer ist man da doch ein wenig geprägt; es ist halt ein Unterschied, ob man Neuendettels-au oder Neuendettel-ſau schreibt. Die Alten erzählen sich, das habe selbst der Bürgermeister mal falsch gemacht und sich damit zum Gespött des ganzen Ortes gemacht. Ist aber noch keine fünfhundert Jahre her. Darauf ein Bier. Proſt!

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