Tom Astor und der Schutzengel

Tom Astor und der Schutzengel

Eine ganze Klischeelast liegt auf dem Beruf des Lastkraftwagenfahrers oder Truckers. Da kommt Manfred Krugs "Auf Achse" in den Sinn, da wird das Bild des einsamen Mannes auf Tour zelebriert, der durch die staubigen Straßen des unendlich weiten Landes Stunde um Stunde mit Cowboy-Hut und Stiefeln ... tja, man sieht schon, es gelingt einem kaum einen Satz zu formulieren ohne dass es vor Klischees so wimmelt.

Für LKW-Fahrer jedenfalls scheint es auch nur irgendwie Country-Songs zu geben. Wobei ich nicht glaube, dass jeder gerne Country hört, aber Trucker und Country haben sich durch die zahlreichen USA-Serien so intensiv miteinander verbunden, dass man unwillkürlich in jeder Szene mit einem Trucker denkt, da müssten gleich die Banjos rausgeholt werden und die Löffel und das Waschbrett und überhaupt so Yeehaaa. Ist ja nun auch nicht so, dass diverse aktuelle Bands von diesem Klischee nicht ganz gut leben können. "Truck Stop" waren jedenfalls in meiner Kindheit gefühlt in so ziemlich jeder Ausgabe von Dieter Thomas Hecks Hitparade und das, was man bis dahin als Country wahrnahm. Heute weiß man ja: Es gibt Country - Garth Brooks - und es gibt Country - Johnny Cash. Es gibt Shania Twain - hier kann man ebenso wie bei Brooks trefflich streiten ob die nicht doch schon eher zum Pop gezählt werden sollte - und des gibt die Dixie Chicks. Alternative Country nicht zu vergessen. Kurz: Country ist ein weites Feld.

Dass bei Truckern nun Religion eine Rolle spielt, sollte nicht verwundern. Man ist ja schließlich lange unterwegs und kommt vielleicht nicht immer nach Hause - Unfälle und Katastrophen sind im Alltag genug vorhanden. Daher ist es natürlich, dass man sich auch im Liedgut ein wenig in die Richtung des Himmels wagt. Tom Astor macht das mit "Hey Lieber Schutzengel" und Tom Astor hat natürlich da die Rolle des Truckers am Steuer, während eine Kinderstimme - leider noch nicht mal ausnehmend gut - das Gebet an den Schutzengel senden darf. Uff. Kitsch pur, bestimmt handgemacht für WDR4 oder diverse Schlagerkompilationen... Mein Geschmack ist das echt nicht. Aber ich kann auch "Patrona Bavariae" auch nicht ab. :-)

Da sind mir die Abramson Singers doch irgendwie näher. Vielleicht, weil es hier kein aufgesetztes Pathos gibt wie bei Tom Astor sondern weil es einfach eine Bitte, ein Gebet ist: Trucker's Prayer. Schlicht. Einfach. Innig.

 

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