Zeltlager international

Zeltlager international

 Ferien! Endlich mal ausspannen. Was anderes machen. Urlaub. Doch wohin mit den Kindern? Gabs da nicht was von... Evangelische Jugend? Genau: Viele Jugendwerke bieten Freizeiten an für Kinder und Jugendliche. Meist steht die Gemeinschaft im Vordergrund, das gemeinsame Leben, aber natürlich kommt auch die Frage nach dem Glauben normalerweise nicht zu kurz. Andachten, Gottesdienste im Freien, Mitternachtsgebete auf alten Burgruinen – alles das habe ich da schon erlebt.

Vor vielen Jahren war ich als jugendlicher Mitarbeiter bei einem Kinderzeltlager unserer Dekanatsjugend dabei. Ungefähr 50 Kinder, die knapp eine Woche miteinander zelteten. Das absolute Highlight dieses Zeltlagers in diesem Jahr war aber etwas, was sich leider auch nicht so leicht wiederholen lässt: Ein Besuch aus Papua-Neuguinea! Ja: Eine Delegation des Partnerdekanats war zu Besuch in Deutschland. Und zwei Nächte verbrachten sie mit den Kindern hier auf diesem Zeltplatz. Wer auch immer diese Idee hatte: Ihm gehört nachträglich noch ein Orden dafür verpasst. Denn das war Völkerverständigung pur. Auch wenn die Delegierten kein Deutsch und die meisten Kinder kein Englisch, geschweige denn Tok Pisin, konnten: Sie verstanden sich vom ersten Moment an prächtig. Schon nach wenigen Minuten sangen die Kinder die Songs, die ihnen diese seltsamen dunkelhäutigen Menschen beigebracht hatten. Und brachten ihnen umgekehrt auch ihre Lieblinglieder bei. Sie spielten zusammen, sie aßen miteinander. Ganz selbstverständlich und ohne jede Berührungsangst. Und abends saßen wir Mitarbeiter noch lange mit ihnen am Lagerfeuer. Bis spät in die Nacht, mit Liedern, Erzählungen querbeet durch alle Sprachen, mit viel Lachen und eben Lagerfeuerromantik.

Und dann kam das, was auf nahezu jedem Zeltlager unvermeidlich ist, ob man es nun toll findet oder nicht: Ein Überfall. Diesmal wurden wir aber nicht überfallen, sondern ein paar von den Großen, einige Mitarbeitende und der Lagerleiter nahmen unsere Gäste mit zu einem nahe gelegenen Zeltlager einer anderen Dekanatsjugend. Die uns, na ja, so halb schon erwarteten.

Womit wir aber definitiv nicht gerechnet hatten: Das war die Ernsthaftigkeit unserer Gäste. Eine halbe Stunde hatten wir ungefähr eingerechnet, um uns an das Lager anzupirschen. Doch diese Menschen, sowieso schon schwarz wie die Nacht und wirklich kaum zu sehen, huschten absolut lautlos und hoch konzentriert von Baum zu Baum. Ich kam mir wirklich vor wie das sprichwörtliche Trampeltier. Halbe Stunde? Da hatten wir gerade mal die ersten 100 Meter geschafft, wenn überhaupt. Immer wieder versuchten wir, unsere Gäste zu einer etwas schnelleren Gangart zu bewegen, doch umsonst: Je näher wir dem „feindlichen“ Lager kamen, desto langsamer wurden sie. Und irgendwann waren sie auch für uns verschwunden. Vom Wald verschluckt, nicht mehr gesehen.

Ich weiß nicht mehr, wie lange wir uns so an das Lager angeschlichen haben. Doch irgendwann sagte unser Leiter: Jetzt ist Schluss. Um die Zeit können wir kein Kinderzeltlager mehr überfallen. Dabei waren wir doch nur noch zwei Stunden vom Ziel entfernt. Oder so...

Laut riefen wir in den Wald, unsere Gäste mögen doch bitte wieder zum Vorschein kommen. Weit hinter uns kamen sie aus den Büschen, leicht verwirrt ob des vorzeitigen Abbruchs dieses wunderbaren Überfalls. Gemeinsam statteten wir den Leuten vom anderen Lager einen ganz zivilisierten Besuch ab und saßen noch lange mit den dortigen Mitarbeitern am Lagerfeuer. Bis spät in die Nacht, mit Liedern, Erzählungen querbeet durch alle Sprachen, mit viel Lachen und eben Lagerfeuerromantik. Völkerverständigung pur.

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