"Ich will arbeiten": Austauschbare Plakatmotive

"Ich will arbeiten": Austauschbare Plakatmotive

 "Der Mensch ist zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen", sagte Martin Luther. Seit seinen Zeiten hat sich allerdings die Gesellschaft verändert: Wir sollen länger arbeiten - woher die Arbeitplätze für Ältere kommen sollen weiß allerdings kein Mensch. Und viele Jüngere haben nach dem Schulabschluss erstmal eine Wartezeit vor sich - wobei böse Zungen schon meinen, man solle doch bitte alle Arbeitssuchenden in den neuen Freiwilligendienst der Bundeswehr abschieben, Problem gelöst... (Wetten, dass die da oben wirklich auf diese Idee kommen werden?)

Denkanstöße, Diskussionen und Aktionen zum Thema "Ich will arbeiten" hat sich die Evangelische Kirche in Duisburg bis zur nächsten Passionszeit 2012 auf die Agenda gesetzt. Die Kampagne  konzentriert sich dabei natürlich auf die Duisburger Sachlage. "Neben dem Ziel, möglichst viele arbeitslose Menschen in den Ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln, müsse in einer strukturschwachen Stadt wie Duisburg gleichwertig das Ziel stehen, die gesellschaftliche Teilhabe der nicht oder nicht sofort Vermittelbaren zu sichern."

Ob dabei die Plakate zur Kampagne wirklich stilvoll sind? Von der Machart schon, ein Gesicht, ein Slogan - die Kampagne möchte ja auch klare Werte transportieren. So weit so gut. Aber: Wer sind diese Menschen auf den Zetteln denn da eigentlich? Sind das Duisburger? Haben die eine Geschichte und wenn ja, welche? Warum sind die Gesichter den einzelnen Slogans zugeordnet worden - gibts da persönliche Anknüpfungspunkte? Mag die Botschaft auch klar kommuniziert sein, die Machart spricht mich nicht im Geringsten an. Denn das Prinzip könnte man jetzt endlos wiederholen - ohne, dass es mich persönlich jetzt irgendwie anspricht. Genau so könnte auch eine Werbekampagne für die Reinhaltung von Bus und Bahnen aussehen. Bis zu Interest-Punkt des AIDA-Schemas komme ich noch vielleicht, aber Desire? Eher weniger.

Dabei ist die Kampagne ja ortsbezogen - im Flyer werden ja auch zwei Beispiele genannt, wobei das die üblichen "Frau D."-Abkürzungen sind, aber okay. Immerhin. (Wobei: Hellblaue Schrift? Und hellblaue Kästchen? Wirklich? Seufz.) Statt beliebig austauschbarer Gesichter hätte man hier mit Arbeitslosen vor Ort arbeiten können. Dass nicht jeder sich öffentlich zu seiner Arbeitslosigkeit bekennen möchte ist klar, aber dennoch sollte es Menschen geben, die mutig genug sind ihr Gesicht für eine Kampagne herzugeben. Statt Personenphotos aus irgendwelchen Photoarchiven. Nun ja, vielleicht kommt da noch was. Vielleicht sogar noch eine eigene Facebook-Seite. Schließlich findet die Jobsuche ja auch überwiegend im Internet statt...

 

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