Religion im Museum

Religion im Museum

Ahnungslos gehe ich am Sonntag ins Ruhrmuseum und was muss ich feststellen? Auch dort ist Religion ein Thema. Und zwar nicht zu knapp.

Dabei hat man für den Pott doch andere Klischees im Kopf: Kumpel, Maloche, Ruhrgebietscharme, offen und ehrlich und während die Bergmannsziege auf die Halde kraxelt fliegen die Tauben munter heim in die kleine Zeichensiedlung, bedeckt vom Staub und Dreck der Zeche. Um mal ganz arg in die Klischee-Kiste zu greifen.

Im Ruhrmuseum findet sich Religion tatsächlich an drei Stellen wieder: Wenn man unten durch die Geschichte des Potts geht, stößt man auf eine kleine Abteilung, in der Religion im Pott generell ein Thema ist. Ausgestellt ist eine große Jesus-Statue im kitschigen Stil der Gründerzeit, ebenso zu sehen ist ein Grabspruch. Religion, so lernt man, ist im Pott auch immer ein Thema gewesen.

Und ist es, wenn man auf die Gegenwartsebene des Museums kommt, immer noch. Dort finden sich Bilder von Kirchenbauten neben denen von Moscheen, wird gezeigt wie Juden das Purimsfest feiern während die Hindu-Gläubigen sich in Hamm-Uentrop auf die Straße legen. "Dem Ruhri sein Ganges" hieß das Plakatmotiv einer Ausstellung vor kurzem noch und zeigte fast genau diese Szene - Hindugläubige in der - ich vermute mal Lippe, weil was anderes fließt da in Hamm ja nicht eigentlich - die sich waschen. Gut - ich würde mich in der Lippe nicht unbedingt waschen, aber ich würde auch nicht ohne weiteres in den Rhein oder in den Ganges springen.

Und im Zeitzeugen-Raum findet sich eine große Statue des heiligen - hmm - Franziskus? Gute Frage - die von Italienern ins Ruhrgebiet mitgebracht wurde, da man auch hier jährlich eine Prozession feiern wollte. Die wird übrigens, mit einer anderen Statue dann natürlich, immer noch in Essen abgehalten, so einmal im Jahr.

Vielleicht sollte ich mal meine selektive Wahrnehmung an Sonntagen einfach abschalten.

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