Blau blau blau...

Blau blau blau...

…blüht der Enzian, wie wir alle spätestens seit Heinos Hit wissen. Dass das stimmt, davon konnte ich mich letzte Woche bei einem Urlaub in den Alpen überzeugen. Denn anders als ich erwartet hatte – ich war davon ausgegangen, dass die krautigen Pflanzen nur im Frühsommer blühen – sind auch jetzt im Herbst noch viele blaue Flecken auf den Wiesen zu finden. Doch der Enzian beeindruckt nicht nur durch seine intensive Blaufärbung, sondern auch durch weitere Eigenschaften, die mir bislang nicht bekannt waren und die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.

Zum Beispiel, dass es der Enzian seinen Bitterstoffen verdankt, dass er trotz weidender Kühe, Schafe und Ziegen auf den Almwiesen überlebt, satt zu Viehfutter zu werden. Laut Deutschem Institut für Ernährungsforschung handelt es sich bei Amarogentin, das in den Wurzeln und manchmal auch in den oberirdischen Teilen des Enzians enthalten ist, sogar um die bitterste natürliche Substanz der Welt.  Verständlich, dass das Vieh lieber sorgsam drumherum frisst.

Oder die Tatsache, dass Heino zwar Recht hat mit der Feststellung, dass der Enzian blau blüht, dies aber nur die halbe Wahrheit ist: Es gibt auch weiße, rote und gelbe Enziane unter den weltweit mehr als 300 Arten. Enzianschnaps etwa wird meist nicht aus blauem, sondern der Wurzel des Gelben Enzians gebrannt, auch Getüpfelter und Purpur-Enzian kommen dabei zum Einsatz. Verwendet werden extra für die Schnapsherstellung angebaute Pflanzen, denn alle Enziane stehen unter Naturschutz und man braucht immerhin 60 bis 70 Wurzelstöcke für die Herstellung von einem Liter Hochprozentigem.

In Europa wachsen um die 35 verschiedene Arten. Nicht alle davon im Gebirge. Auch hier in Großbritannien sind die Blumen mit den kräftigen Farben beliebt, wie ich neulich bei der Harrogate Flower Show  festgestellt habe. So mancher Stand schmückte sich dort mit indigoblauen Teppichen aus Enzianen. Nur einen eigenen Namen haben die Engländer nicht für ihn – sie nennen ihn beim lateinischen Namen, Gentiana, der sich wiederum von König Genthios ableitet, der vor über 2000 Jahren als erster die medizinischen Wirkungen des Enzians (bei Magen- und Verdauungsproblemen und Fieber) erkannt haben soll.

Eine ganze Menge beeindruckender Fakten für so eine kleine Blume, finde ich. Wobei selbst das mit dem „klein“ nicht unbedingt stimmt, denn es gibt Enziane, die bis zu einen Meter hoch werden (z.B. der Schwalbenwurz-Enzian, der ebenfalls zur Zeit in den Alpen blüht). Ich jedenfalls war begeistert und möchte nun ein Plätzchen im Garten finden, das ich mit blauen Farbtupfern versehen kann. Ich hoffe nur, dass ich bei deren Anblick dann nicht jedes Mal „So Blue Blue Blue Blooms the Gentian“ vor mich hin trällere.

Wenn Sie Enziane im Garten pflanzen möchten:

Enziane brauchen keine Höhenluft, aber einen sonnigen Standort auf einem kalkhaltigen, humusreichen, gut durchlässigen Boden (keine Staunässe, aber auch keine langen Trockenperioden, auch nicht im Winter!). Am besten eignet sich ein Steingarten. Ansonsten sind sie recht pflegeleicht, da winterhart (sie brauchen sogar Frost, um keimen zu können), auch mit wenigen Nährstoffen zufrieden und widerstandsfähig gegen Krankheiten.

Selbstverständlich dürfen keine wild wachsenden Enziane ausgegraben oder abgepflückt, sondern nur in Gärtnereien gezüchtete Pflanzen oder im Handel erhältlicher Samen verwendet werden.

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