Purpurrote Erleuchtung

Purpurrote Erleuchtung

Naturnah gärtnern heißt – zumindest in meinem Fall – nicht, dass alles sich selbst überlassen bleibt. Ich versuche zwar, die natürlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen und, in gewissem Rahmen, den Pflanzen Raum zu geben, die sich von allein aussäen. Aber gleichzeitig sollen ja auch andere Gartenbewohner zu ihrem Recht kommen: Die Vögel brauchen Sträucher, die ihnen Deckung und Nahrung geben, die Bienen, Hummeln und Schmetterlinge sollen zu jeder Jahreszeit Pollen finden, die Frösche und der Igel verlangen nach langem Gras und Laubhäufen, in denen sie sich verstecken können. Und dann sind der Mann und ich mitsamt unseren ästhetischen Ansprüchen ja auch noch da.

Was wir in den eineinhalb Jahren, die wir nun in unserem Haus wohnen, geschaffen haben, gefällt uns eigentlich recht gut. Vor allem jetzt, im Mai, wenn alles wächst und gedeiht, freuen wir uns täglich über die Üppigkeit in unserem Garten. Nur mit einem Beet war ich bis vor Kurzem nicht zufrieden. Lange Zeit konnte ich gar nicht genau sagen, was mich daran störte – ich hatte bei der Gestaltung eigentlich alle Regeln beachtet: Die Pflanzen sind in Gruppen gepflanzt, um besser zur Geltung zu kommen, sie haben verschiedenen Höhen und Wuchsformen, um für Abwechslung zu sorgen (wobei die höheren in der Regel, aber nicht immer, etwas weiter hinten stehen) und die Farben der Blüten sowie die Blühzeiten sind mehr oder weniger aufeinander abgestimmt. Trotzdem war ich mit diesem einen Beet nicht glücklich.

Ein Zufall hat mich nun darauf gebracht, woran es lag. Auf dem Markt war mir ein Purpurglöckchen in die Hände gefallen, das mir gut gefiel. Ein Plätzchen fand sich da, wo vorher der (eingegangene) Salbei gestanden hatte, nämlich in besagtem Beet. Ich setzte es ein – und hatte die Erleuchtung: Die dunklen Blätter des Purpurglöckchens bildeten einen Kontrast zu dem ganzen Grün. Denn die Blätter aller anderen Beetbewohner waren grün. Verschiedene Grünschattierungen zwar – Moosgrün, Froschgrün, Limonengrün, Grasgrün, Olivgrün, Jägergrün, Lindgrün, um nur ein paar zu nennen – aber eben … grün. Ich hatte mich bei der Gestaltung lediglich auf die Blütenfarben konzentriert und das Laub aus den Augen verloren. Die rotbraunen Blätter der Heuchera ließen nun aber auch alle anderen Pflanzen im Beet besser zur Geltung kommen.  

Bisher hatte ich mich mit dunklen Gewächsen eher zurückgehalten, weil ich befürchtete, dass sie trist wirken könnten. Doch nun bin ich so beeindruckt von dem Effekt, dass ich noch mehr Akzente setzen möchte. Und nach meiner Recherche bin ich erstaunt, wie viele Pflanzen es auch als dunkelblättrige Züchtungen gibt. Und wenn sie erstmal im Beet stehen, dürfen sie auch ganz natürlich wachsen.

 

Form und Farbe der Blätter einer Pflanze spielen bei der Gestaltung eine mindestens genauso große Rolle wie deren Blüte - auf die Harmonie und die Kontraste kommt es an. Folgende Pflanzen gibt es auch als dunkelblättrige Sorten und eignen sich gut für den Garten:

Alle Sorten und Typen mit dem Zusatz „purpurea“ oder „rubra“ für rot, „nigra“ für schwarz im lateinischen Namen.

Bäume / Sträucher: Zierahorn (Acer palmatum), Berberis, Disanthus, Hamamelis, Hebe, Holunder

Blühpflanzen: Prachtspieren (Astilbe), viele Begonien, Euphorbien, Purpurglöckchen (Heuchera), Iresinen / Fuchsschwanzgewächse, Dahlien, Astern, Penstemon, Fetthennen, Sauerklee

Es gibt auch einige dunkle Gräser (Carex, Miscanthus, Blutgras, Uncinia, Ophiopogon, Bambus nigra)

Die Vielfalt der Buntnesseln (Coleus) ist überwältigend, in nahezu jedem Farbton ist etwas zu finden.

Auch dunkle Stämme bzw. Stängel können attraktive Kontraste zum grünen Laub bilden.

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