Talk am Sonntag mit Giulia Silberberger

Talk am Sonntag mit Giulia Silberberger
Krisen beflügeln Verschwörungsansätze. Make facts great again!
28.06.2020 - 08:15

Giulia Silberberger war über 15 Jahre bei den Zeugen Jehovas und ist 2007 ausgestiegen. Sie hat die Organisation „Der Goldene Aluhut“ gegründet und klärt heute über Verschwörungstheorien auf. Sie verleiht einmal im Jahr den satirischen Preis „Der Goldene Aluhut“ für die absurdesten Verschwörungsideologien, macht Faktenchecks und lehrt in Workshops das Handwerkszeug, um Verschwörungen zu durchschauen.

Aktuell sind Giulia Silberberger und ihre Mitstreiter gefragter denn je: In der Coronakrise haben Verschwörungstheoretiker regen Zulauf.

Die Parallelen zwischen Verschwörungsideologen und Sekten nutzt sie, um aufzuklären, wie Menschen in solche Gruppen hineingeraten – die Mechanismen kennt sie aus eigener Erfahrung als Opfer, Missionarin und Familienangehörige der Zeugen Jehovas. Wer neu in eine verschwörungstheoretische Gruppe komme, erfahre häufig zunächst etwas, was Silberberger „Lovebombing“ nennt: „Hey, wie toll, dass du da bist, du hast die Wahrheit gefunden. Das bindet einen sehr an die Community, man fühlt sich dort angenommen und hat etwas erfahren, das man von der Welt nicht erfährt.“

Sie rät, einen Samen des Zweifels zu säen, aber: „Nicht bedrängen.“ Menschen kämen an einen Point of no return: „Also: Ich kann jetzt auch nicht mehr zurück, ohne mein Gesicht zu verlieren, und ich hab da eine ganze neue soziale Gruppe hinter mir. Das alles zu verlieren, kann ein schweres Problem für die Leute sein, wenn dann nichts da ist, was sie auffängt.“ Wichtig sei deshalb, trotz der Konflikthaftigkeit besonnen zu bleiben und stets da zu sein, wenn die Person Ausstiegswillen zeigt.