Jauchzet, frohlocket! Resolute Stimme gegen Tristesse.

Morgenandacht

Gemeinfrei via unsplash/ Clay Banks

Jauchzet, frohlocket! Resolute Stimme gegen Tristesse.
Morgenandacht von Pfarrerin Silke Niemeyer
23.12.2023 - 06:35
04.07.2023
Silke Niemeyer
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Morgen ist Vierter Advent. Und: Heiligabend! Das weiß ich, steht ja so im Kalender. Aber das Gefühl, das dazu gehört, die Hochstimmung und die Festlaune, die Gänsehaut und die kindliche Freude, all das überfällt mich, sobald ich das hier höre: [Musik]

Die ersten Klänge von Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium. Sie sind unwiderstehlich. Wenn es so etwas gibt wie den „Bann der Freude“, dann sind es diese Paukenschläge, die mich in ihn hineinziehen. Es ist, als käme die Musik mit Pauken und Trompeten direkt vom Himmel herab. Kein Wunder, dass auch nicht religiöse Menschen überströmt werden vom Jubel. Er bricht aus dieser Musik hervor und direkt ins Herz hinein. Bach setzt bereits beim Auftakt einen Ton für das, was Weihnachten bedeutet, an den Worte kaum heranreichen.

Und wenn dann der Chor wie mit einer Stimme einsetzt: „Jauchzet, frohlocket!“ Dann stört es gar nicht, dass dies zwei Worte sind, die heute kaum noch jemand sagt.

Selbst wer „Jauchzen“ und „Frohlocken“ gar nicht mehr kennt, weiß, was gemeint ist. [Musik]

„Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage,
rühmet, was heute der Höchste getan!
Lasset das Zagen, verbannet die Klage,
stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an!“

Das soll uns zu Heiligabend gesagt sein. Nehmen wir es geradezu als Befehl: Lasset das Zagen, verbannet die Klage. Immer wieder ruft der Chor uns das zu. Ich kann diese resolute Stimme gegen die Tristesse gut gebrauchen. Ja, es ist zum Zittern und Zagen, zum Jammern und Klagen, dass der Friede auf Erden fern ist wie lange nicht. Aber es bessert die Welt nicht, wenn ich mich verzagt dem Lamento ergebe.

Damit meine ich kein dumpfbackiges „Sorge dich nicht, lebe!“. Weihnachten ist ein Fest, das geradewegs den Scheinwerfer auf das richtet, was Angst macht und Sorge bereitet. So beginnt ja das Weihnachtsevangelium: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot ausging von dem Kaiser Augustus, dass alle Welt geschätzt würde.“ Dieser erste Satz der Geschichte von Jesu Geburt schleudert uns das Schlamassel der unfriedlichen Welt förmlich um die Ohren. So sind die Verhältnisse. Ein Autokrat befiehlt und alle Welt muss seinen Gesetzen gehorchen.

Wirklich? [Musik]

„Lasst uns den Namen des Herrschers verehren.“

Anders gesagt: Kommt, und lasst uns Gott ehren. Nicht Augustus und Konsorten.

Nicht die Einschüchterer und Zyniker, nicht die Menschenfänger und Über-Leichen-Geher.

Gott ehren – das geht, wenn es konkret wird, gewiss nicht ohne Zagen. Es ist nicht billig. Es kann einem Häme und Nachteile einbringen, standhaft zu sein. Aber: Christ, der Retter ist da! Und wenn die Welt voll Teufel wär – ich stimme trotzdem ein: [Musik]

Es gilt das gesprochene Wort.

 

Musik dieser Sendung:

  1. Rundfunkchor Leipzig, Staatskapelle Dresden, Peter Schreier u.a.: Weihnachtsoratorium (Johann Sebastian Bach), CD-Titel: Weihnachtsoratorium, Track Nr. 1.
04.07.2023
Silke Niemeyer