EKD: Prozess zwischen Staat und Islamverbänden unterstützen [1]
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Vertreter des Islamrat und des Zentralrat der Muslime vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster im November 2017.
Burhan Kesici, Vorsitzender Islamrat (l-r), Diana zu Hohenlohe, Vertreterin der beiden Islamverbände, Nurhan Soykan, Zentralrat der Muslime, Murat Gümüs, Generalsekretär Islamrat und Said Barkan vom Zentralrat der Muslime sitzen am 09.11.2017 vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster (Nordrhein-Westfalen). Der schon lange schwelende Rechtsstreit steht im Zusammenhang mit dem bekenntnis-orientierten islamischen Religionsunterricht in NRW. Die beiden Kläger sind islamische Dachverbände und verlangen vom beklagten Land NRW die Einführung islamischen Religionsunterrichts als ordentliches Lehrfach in den öffentlichen Schulen als Ersatz für den 2012 eingeführten und derzeit bis 2019 befristeten Islamunterricht. (zu dpa ´Gericht entscheidet über Zukunft des islamischen Religionsunterrichtsª vom 09.11.2017) Foto: Guido Kirchner/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Die Aufgabe der Evangelischen Kirche in Deutschland liege darin, die Prozesse zwischen verantwortlichen staatlichen Stellen und muslimischen Verbänden konstruktiv zu begleiten, sagte Anke bei den diesjährigen Essener Gesprächen zum Thema Staat und Kirche.
Die EKD wolle "unterstützen, dass muslimische Gemeinschaften für ihr religiöses Wirken in gleichheitswahrender und freiheitsentfaltender Weise die Gewährleistungen des Religionsverfassungsrechts nutzen können", sagte Anke weiter. Es gehe um eine "Bewährungsprobe des freiheitlichen Religionsverfassungsrechts". Deshalb fordere die EKD sowohl den Staat wie auch die muslimischen Verbände dazu auf, die Gleichbehandlung der Religionsgemeinschaften nicht an "formalisierten Voraussetzungen" scheitern zu lassen.
Muslimische Verbände in Deutschland fordern seit langem eine statusmäßige Angleichung an die christlichen Kirchen. Sie möchten den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts erhalten und einen allgemeinen islamischen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen einführen.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sprach sich auf einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Essener Gespräche in der Katholischen Akademie "Die Wolfsburg" in Mülheim dafür aus, die Gespräche mit dem türkischen Islamverband Ditib nicht abreißen zu lassen. Zugleich räumte die stellvertretende SPD-Vorsitzende ein, die politische Entwicklung in der Türkei und die Nähe von deutschen Islamverbänden zur türkischen Regierung hätten die Vertragsgestaltung "extrem viel schwieriger" gemacht. Der größte deutsche Islamverband Ditib ist eng mit der türkischen Religionsbehörde Diyanet verbunden.
Dreyer plädierte dafür, in der Diskussion zum Rechtsstatus der Islamverbände "wieder ins richtige Gleis" zurückzukommen. In Deutschland seien "Ängste gegenüber einer Religion aufgekommen, nicht zuletzt auch durch den Flüchtlingszustrom und die rechtspopulistische AfD, die auf ungeheuerlich Weise Ängste schürt". In Rheinland-Pfalz hatte die Landesregierung 2012 Gespräche unter anderem mit Ditib über den Abschluss vertraglicher Vereinbarungen aufgenommen, die ähnliche Themen regeln sollen wie die Kirchenstaatsverträge. Angesichts wachsender Vorbehalte gegen den Einfluss türkischer Behörden auf Ditib ließ die Landesregierung die Gespräche 2016 aber vorübergehend auf Eis legen.