Bischof: Kirchenkunst soll zu sozialem Handeln inspirieren [1]
Foto: epd-bild/Andrea Enderlein
Innenansicht der frisch renovierten Unionskirche in Idstein (Hessen) am 02.08.17. Die grossen Gemaelde zeigen Szenen aus dem Neuen Testament und wurden 1673 bis 1678 von Michelangelo Immenraedt und Johann von Sandrart, beide Maler der Rubensschule, gemalt. Seit diesem Jahr konnten lutherische und reformierte Christen in der Region - und auch in Preussen - miteinander Gottesdienste feiern und Abendmahl halten. Hauptinitiator dieser Reform war Herzog Wilhelm von Nassau (1792?1839). Puenktlich zu dem Jubilaeum ist die dreieinhalb Jahre andauernde Renovierung der Kirche abgeschlossen. Dabei haben Restauratoren die Gemaelde an Waende und Decke wieder hergerichtet. (Siehe epd-Feature vom 03.08.2017)
Die Schönheit historischer Kirchenkunst sollen nach Ansicht des württembergischen evangelischen Landesbischofs Frank Otfried July Menschen dazu beflügeln, die Welt schöner und gerechter zu machen. Wenn dies geschieht, hätten die Kirchenräume "gut gepredigt", sagte er am Samstag in Schwäbisch Hall zur Eröffnung des "Tag des offenen Denkmals" in Baden-Württemberg. Kirchenräume könnten mit ihrer besonderen Ästhetik in himmlische Sphären entführen, aber mahnten auch "einen guten Gebrauch unserer Mittel zum Wohle aller" an, sagte der Landesbischof in seinem Festvortrag, der dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorab zur Verfügung gestellt wurde.
Zum reformatorischen Verständnis von "Macht und Pracht" - dem Motto des Denkmaltags 2017 - sagte July, die Macht der Kirche über die Menschen sei für den Reformator Martin Luther "von Anfang an zutiefst problematisch" gewesen. Er habe Ablasshandel als "Lösegeld für die Angst der Menschen" verabscheut.
Das Ideal der protestantischen Schlichtheit habe sich in der evangelischen Kirche nicht immer durchhalten lassen, räumte der Theologe ein. Das sei zu sehen an Zeugnissen protestantischer Memorialkultur wie Epitaphen von Familien in Schwäbisch Hall, "die in der Prachtentfaltung den katholischen Barockkirchen ihrer Zeit in nichts nachstanden".
Am Denkmaltag (10. September), finden bundesweit rund 7.500 Veranstaltungen, Stadtrundgänge und Führungen durch Schlösser, Burgen und Kirchen statt. Mit dem Tag des offenen Denkmals, der seit 1993 jährlich am zweiten Sonntag im September stattfindet, beteiligt sich Deutschland an den European Heritage Days des Europarats.