"Christen sollen Einheit zeigen"

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Der Vikarbischof der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland Emmanuel Sfiatkos (links), der evangelische Landesbischof Karl-Hinrich Manzke (Mitte) und der katholische Bischof Gerhard Feige (rechts) gestalten gemeinsam einen ökumenischen Gottesdienst in der evangelischen Stiftskirche auf dem Katholikentag in Stuttgart.
Ökumene beim Katholikentag
"Christen sollen Einheit zeigen"
Der Katholikentag in Stuttgart ist nicht nur etwas für Katholiken. In zahlreichen Veranstaltungen wird das Gespräch mit anderen Konfessionen und Religionen gesucht. Der Samstag steht im Zeichen der Ökumene.

Im zentralen ökumenischen Gottesdienst auf dem 102. Deutschen Katholikentag hat der Magdeburger katholische Bischof Gerhard Feige Christen dazu aufgerufen, auf das Verbindende der Konfessionen zu schauen. "Es ist und bleibt unsere Aufgabe, die Einheit, die wir in Jesus bekommen haben, zu zeigen", sagte er am Freitagabend in der überfüllten Stiftskirche in Stuttgart. Dies könne positive Auswirkungen für die gesamte Gesellschaft haben.

Zum ersten Mal war neben Vertretern der griechisch-orthodoxen und der methodistischen Christen auch ein Vertreter der neuapostolischen Kirche bei einem Gottesdienst auf dem Katholikentag aktiv beteiligt.

Der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe, Karl Hinrich Manzke, bedauerte, dass im ökumenischen Dialog oft das Trennende betont werde und noch kein gemeinsames Abendmahl möglich sei. "Und so müssen wir, so schwer es uns fällt, am Tisch des Herrn allein bleiben", sagte er in einem Impuls beim Ökumenischen Gottesdienst. Hoffnung mache ihm, dass in einer Zeit der abnehmenden Ressourcen die Kirchen zur engeren Zusammenarbeit gezwungen seien.

Auf der Suche nach dem Wahren

Der Professor für islamische Theologie, Ahmad Milad Karimi, sieht das Verbindende in den Religionen in der Spiritualität. "Ich sehe in Ihnen einen Christenmenschen, der suchend ist nach dem Wahren, Schönen und Guten", sagte er im Gespräch mit dem Benediktinerpater Anselm Grün am Freitagabend. Er selbst sehe sich als "Mitsuchender".

Laut Anselm Grün wird das Kreuz, die Auferstehung Jesu und die Überzeugung, dass Gott Mensch geworden ist, im Dialog mit dem Islam immer eine "Verständnisschwierigkeit" bleiben. Man könne sich dennoch nahe kommen, wenn man offen bleibe und das Schöne und Göttliche suche. Diese Sehnsucht nach einer solchen Erfahrung verbinde.

Grün befürwortet Frauenordination

Als Katholik leide er darunter, dass die Kirche Frauen nicht zum Priesteramt zulässt, sagte Grün auf eine Rückfrage hin. Dafür gebe es keine theologische Begründung. Hilfreich wäre, wenn die katholische Kirche regionaler denken würde. Was in Deutschland möglich und vorstellbar sei, sei in anderen Ländern vielleicht noch nicht möglich. "Die Zukunft ist, dass Frauen im Priesteramt gleichberechtigt sind", sagte Grün.

Am Samstag steht die Ökumene im Mittelpunkt des Katholikentages. Unter anderem soll ein Gottesdienst auf den internationalen Ökumene-Gipfel des Weltkirchenrates Anfang September in Karlsruhe einstimmen.

Mit dem 7. Ökumenischen Förderpreis sind am Freitag der "Ökumenische Pilgerweg für Klimagerechtigkeit", das "Bündnis erlassjahr.de - Entwicklung braucht Entschuldung" und die Katholische Fachstelle für Jugendarbeit Westerwald/ Rhein-Lahn (KFJ) ausgezeichnet worden. Der Preis ist laut Veranstaltern mit jeweils 3.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre von "Brot für die Welt" und dem Katholischen Fonds vergeben.

De Maizière gegen Trennung beim Abendmahl

Thomas de Maizière, Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Nürnberg im Jahr 2023, hat sein Unverständnis über die anhaltende Trennung beim Abendmahl geäußert. Obwohl Protestanten und Katholiken bei den Einsetzungsworten im Deutschen exakt dieselben Worte verwendeten, gebe es weiterhin Hürden, beklagte der frühere CDU-Bundesminister am Samstag auf dem Stuttgarter Katholikentag unter anhaltendem Applaus.

Die theologischen Gräben in der Abendmahlsfrage zu durchdringen, sei für viele gläubige Christen eine Zumutung, fügte de Maizière in der Auslegung eines Textes aus der biblischen Apostelgeschichte hinzu. Die Aufhebung der Trennung am Tisch des Herrn dürfe keine Sehnsucht bleiben, sondern "muss ein Auftrag sein". Die Kirchen müssten sich jetzt auf eine gemeinschaftliche Praxis einigen.

Mit Blick auf den Ukraine-Krieg sprach de Maizière von einem moralischen Dilemma: "Wir machen uns in jedem Fall schuldig." Er selbst trete für Waffenlieferungen an die Ukraine und damit für einen "Frieden in Freiheit" statt eines "toten Friedens" ein, auch wenn dies Opfer bedeute, auch "Kampf und auch Tod". Er spreche auch lieber von "Konfliktethik" als von einer "Friedensethik".

Der am Sonntag zu Ende gehende 102. Deutsche Katholikentag steht unter dem Motto "Leben teilen". Zu dem am Mittwochabend eröffneten Christentreffen haben sich laut Veranstaltern rund 25.000 Menschen angemeldet.