"Jetzt ist grad' die richtig harte Zeit"

Dem Spielleiter der Oberammergauer Passionsspiele, Christian Stückl wurde 2021 die Buber-Rosenzweig-Medaille verliehen für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.
© epd-bild/Ulrich Oberst
Das Corona-Thema hat die Passion seit zwei Jahren im Griff und auch der Ukraine-Krieg beeinflußt die diesjährigen Passionsspiele in Oberammergau. Der Spielleiter der Oberammergauer Passionsspiele, Christian Stückl, berichtet von den letzten Vorbereitungen.
Leiter der Passionsspiele
"Jetzt ist grad' die richtig harte Zeit"
Vom 14. Mai bis 2. Oktober finden die 42. Passionsspiele mit zwei Jahren Verspätung statt wegen der Corona-Pandemie. Laut Spielleiter Christian Stückl beeinflusst der Ukraine-Krieg auch die diesjährigen Passionsspiele in Oberammergau.

"Auf den Ukraine-Krieg kann man im Stück nicht direkt Bezug nehmen, trotzdem spielt er natürlich eine Rolle. Einfach dadurch, wie man jetzt manche Sätze hört", sagte Stückl dem "Evangelischen Pressedienst (epd).

epd: Herr Stückl, in knapp zwei Wochen ist Premiere - was ist noch zu tun in Oberammergau?

Stückl: Jetzt ist grad' die richtig harte Zeit. Jetzt wird das erste Mal in den Kostümen geprobt, jetzt werden das erste Mal die einzelnen Szenen aneinander gebaut, die musikalischen Stücke müssen jetzt laufen - es ist wirklich im Augenblick richtig heftige Probenarbeit. Das geht so bis zum letzten Tag.

Wie ist die Stimmung?

Stückl: Von sehr gut bis sehr schlecht. Du hast so Tage, wo deinem Gefühl nach einfach nichts funktioniert. Das ist total abhängig davon, wie die Proben laufen, wie alles vorwärtsgeht. Man ist ständig in einem Gefühlsbad.

Das Corona-Thema hat die Passion seit zwei Jahren im Griff. Rechtzeitig vor Beginn der Spielzeit dürfen Theater wieder alle Plätze belegen, es gibt keine Maskenpflicht mehr. Welche Vorkehrungen treffen Sie trotzdem?

Stückl: Wir testen nach wie vor jeden Tag alle Spieler und Kinder, bevor sie zur Probe gehen. Wir haben ja gar nicht die Möglichkeit, mit Maske zu proben oder zu spielen. Wir sitzen nah aufeinander, jeder ist dem anderen ausgeliefert, deswegen machen wir ganz sorgfältig weiter. Das ist im Augenblick allen noch lieber, weil es eine gewisse Sicherheit gibt. Täglich sind das etwa 1.000 Tests. Dafür haben wir ein eigenes Testzentrum aufgestellt.

"Wir testen jeden Tag alle Spieler und Kinder, bevor sie zur Probe gehen."

Wie oft haben Sie positive Fälle?

Stückl: Vorletzte Woche hatten wir neue Tests, dann waren plötzlich am Tag 20 Leute positiv. Die wurden dann mit anderen Tests nachgetestet, dann waren sie wieder negativ. Aber im Schnitt ziehen wir schon jeden Tag einen oder zwei raus, die dann in Quarantäne bleiben.

Was machen Sie, wenn zum Beispiel beide Jesus-Darsteller gleichzeitig krank oder in Quarantäne wären?

Stückl: Dann spielen wir an diesem Tag nicht. Das ist nicht bei jeder Rolle so. Wenn zum Beispiel der Herodes ausfällt, könnte man sagen, wir überspringen die Szene. Aber wenn uns der Jesus oder der Judas oder eine andere Hauptfigur wegbricht, geht das nicht, dann muss man die Vorstellung ausfallen lassen.

Seit dem 24. Februar führt Russland Krieg in der Ukraine. Hat der Konflikt das Stück noch beeinflusst?

Stückl: In dem Text kommt Krieg relativ oft vor. Aber das war schon vorher unser Eindruck, dass wir umgeben sind von Kriegen und von Auseinandersetzungen. Auf den Ukraine-Krieg kann man im Stück nicht direkt Bezug nehmen, trotzdem spielt er natürlich eine Rolle. Einfach dadurch, wie man jetzt manche Sätze hört.

Sind Sie nervös, dass jetzt noch etwas schiefgehen könnte?

Stückl: Nein. Wir werden's jetzt einfach spielen.