Württembergische Bischofswahl vorerst geplatzt

Gottfried Heinzmann
© epd-bild/Gerhard Baeuerle
Der einzige übriggebliebene Bewerber bei der württembergischen Bischofswahl, Gottfried Heinzmann, konnte nicht die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit erringen.
Vierter Wahlgang ohne Ergebnis
Württembergische Bischofswahl vorerst geplatzt
Konservativer Gesprächskreis "Lebendige Gemeinde" enttäuscht
Die Wahl eines Bischofs oder einer Bischöfin der Evangelischen Landeskirche in Württemberg ist zunächst ohne Ergebnis abgebrochen worden.

Im vierten Wahlgang konnte am Donnerstagabend auf der Frühjahrstagung der Landessynode in Stuttgart der einzige übriggebliebene Bewerber, Gottfried Heinzmann, nicht die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit erringen. Von 86 abgegeben Stimmen erhielt der Chef des Diakoniewerks "Zieglersche" 44, die übrigen Stimmen waren ungültig.

Die Landeskirche sucht einen Nachfolger für Bischof Frank Otfried July, der im Sommer nach 17 Amtsjahren in den Ruhestand geht. Württembergs evangelische Kirche zählt knapp 1,9 Millionen Mitglieder.

Nach dem zweiten Wahlgang hatte der Ulmer Dekan Ernst-Wilhelm Gohl seine Kandidatur zurückgezogen. Im dritten Wahlgang erreichte Viola Schrenk, Studieninspektorin am Evangelischen Stift Tübingen, 39 Stimmen und musste ausscheiden, weil Heinzmann 41 Stimmen bekommen hatte.

Synodenpräsidentin Sabine Foth sagte, die Kirchenverfassung setze mit der Zwei-Drittel-Mehrheit bei der Bischofswahl eine hohe Hürde. Eine breite Zustimmung zur künftigen Person im Bischofsamt sei wichtig. "Demokratie bedeutet aber auch, dass wir solche Ergebnisse akzeptieren müssen", so Foth.

Am späten Donnerstagabend sollte der Nominierungsausschuss neu zusammentreten, um einen weiteren Wahlvorschlag zu erarbeiten. Das Kirchenparlament dankte den Kandidierenden mit stehenden Ovationen für ihren Einsatz.

"Lebendige Gemeinde" enttäuscht über geplatzte Wahl

Die geplatzte Bischofswahl löste beim theologisch konservativen Gesprächskreis "Lebendige Gemeinde" große Enttäuschung aus. Die Gruppierung wirft den Gesprächskreisen "Offene Kirche" und "Evangelium und Kirche" eine Blockadehaltung vor, wie es in einer am Donnerstagabend verbreiteten Mitteilung heißt. Der einzige übriggebliebene Bewerber, Gottfried Heinzmann, war von "Lebendiger Gemeinde" und "Kirche für morgen" aufgestellt worden.

Der Sprecher der "Lebendigen Gemeinde" in der Synode, Matthias Hanßmann, kritisierte das Verhalten der anderen Gruppierungen: "Gottfried Heinzmann wurde vom Nominierungsausschuss nominiert, weil er von allen Gesprächskreisen als geeignet für das Bischofsamt angesehen wurde. Ihn als einzigen Kandidaten am Ende nicht mehr zu wählen, stellt das Wahlverfahren an sich in Frage."

Friedemann Kuttler, Vorsitzender der "Christusbewegung Lebendige Gemeinde", schrieb, "Offene Kirche" und "Evangelium und Kirche" hätten die Wahl am Ende blockiert.

Der Nominierungsausschuss muss nun einen weiteren Wahlvorschlag erarbeiten. Laut Dan Peter, Sprecher der Landeskirche, ist mit einem neuen Wahlvorgang frühestens am Samstag zu rechnen.