Nationaler Dialog soll Konflikt in Kamerun lösen

Nationaler Dialog soll Konflikt in Kamerun lösen

Genf, Jaunde (epd). Kameruns Präsident Paul Biya hat zu einem nationalen Dialog aufgerufen, um die seit fast drei Jahren währende Krise in der englischsprachigen Region des Landes zu beenden. Die Gespräche unter Führung von Ministerpräsident Joseph Dion Ngute würden Ende des Monats aufgenommen, erklärte Biya am Dienstagabend in einer im Staatsfernsehen übertragenen Rede. Ziel müsse sein, das Land voranzubringen. Zugleich warnte Biya, gewalttätige Gegner seiner Regierung würden von der Polizei gestoppt. Die von Separatisten geforderte Abspaltung des anglophonen Teils Kamerun stehe nicht zur Debatte. 80 Prozent der etwa 24 Millionen Kameruner sind französischsprachig.

UN-Generalsekretär António Guterres begrüßte Biyas Ankündigung und rief alle Kameruner auf, das Vorhaben zu unterstützen. Die kamerunische Regierung müsse ihrerseits sicherstellen, dass alle Konfliktparteien an dem Dialog beteiligt würden. Die Proteste im englischsprachigen Teil Kameruns hatten 2016 mit Lehrerprotesten begonnen und sich schnell ausgeweitet. Polizei, Militär und bewaffneten Gruppen werden massive Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Die Zahl der Toten in dem Konflikt wird von den Vereinten Nationen auf mindestens 1.850 geschätzt.

Biyas Gesprächsangebot folgt auf die umstrittene Verurteilung von zehn Oppositionellen zu lebenslanger Haft im August. Oppositionsführer Maurice Kamto droht wegen Rebellion die Todesstrafe. Er war mit 150 seiner Anhänger Ende Januar bei einer Demonstration gegen die Regierung festgenommen worden. Auch vor diesem Hintergrund gilt als fraglich, wie ernst Biyas Dialogangebot gemeint ist. Der 86-jährige Biya regiert das ölreiche Land seit 1986 zunehmend autokratisch. Die Opposition wirft ihm vor, die Wahlen im vergangenen Jahr nur mit Betrug gewonnen zu haben.

Die einstige deutsche Kolonie Kamerun liegt in Zentralafrika und war nach dem Ersten Weltkrieg zwischen Großbritannien und Frankreich aufgeteilt worden. Als der britische Teil unabhängig wurde, entschieden die Bewohner der heutigen Provinzen Südwest und Nordwest 1961, sich Kamerun anstatt Nigeria anzuschließen.