"Haiti kann es schaffen": "Hope for Haiti" bringt Millionen zusammen

"Haiti kann es schaffen": "Hope for Haiti" bringt Millionen zusammen
Das Studio dunkel, kaum Techniker, schlichte Kleidung. Nur ein, zwei Musiker und ein Gospelchor, gar kein Publikum - so treten Weltstars normalerweise nicht auf. Für die Erdbebenopfer von Haiti taten es jetzt gleich ein paar Dutzend. Madonna und Stevie Wonder, Justin Timberlake und Christina Aguilera, Kid Rock und viele andere traten am Freitagabend (Ortszeit) in New York, Los Angeles und London auf, um Geld für die Millionen Opfer der Naturkatastrophe zu sammeln. Fast 60 Millionen Dollar (41 Millionen Euro) kamen zusammen.
23.01.2010
Von Chris Melzer

"Wer das Beben überlebt hat, ist noch nicht gerettet", sagte Clooney, einer der Moderatoren des Abends. "Es gibt auf Haiti viele Gefahren, eine der größten ist einfach nur Wasser, weil es oft nicht sauber ist." Tom Hanks und Brad Pitt schilderten die Schicksale von Überlebenden und beschrieben ihre Not. Währenddessen saßen Stars wie Mel Gibson, Meg Ryan, Reese Witherspoon, Cindy Crawford, Pierce Brosnan, Steven Spielberg, Jack Nicholson und Dutzende andere an den Telefonen und nahmen Spendenzusagen entgegen. Zudem konnte über das Internet oder eine SMS gespendet werden, mit der zehn Dollar abgebucht wurden.

"We shall overcome": Menschen haben Mut nicht verloren

Weltweit und allein in den USA gleich auf fast 30 Kanälen wurde ohne Werbeunterbrechung übertragen, wie Bruce Springsteen zu Beginn der Gala "We shall overcome" (Wir werden es schaffen) sang. Begleitet wurde er nur von seiner Gitarre und einem einzelnen Musiker. Stevie Wonder sang mit einem Gospelchor, Shakira mit nur kleiner Besetzung. Alle Beiträge wurden aus den drei Städten live übertragen, das fehlende Publikum machte die Stimmung noch ernster. Zwischendurch berichtete CNN-Chefreporter Anderson Cooper live aus Haiti: "Das beeindruckendste ist, dass die Menschen trotz all des Leids ihren Mut nicht verloren haben."

Der Schauspieler Leonardo DiCaprio berichtete, unter welchen Bedingungen die Helfer versuchen, Leben zu retten - oft ohne Erfolg. Seine Kollegin Halle Berry schilderte die Not der etwa drei Millionen Überlebenden anhand eines einzelnen Schicksals, des eines kleinen Jungen. "Acht Tage hat er unter den Trümmern ausgehalten. Acht Tage war er stark und acht Tage hat er überlebt. Dann wurde er gerettet. Doch er ist allein, denn seine Mutter und sein Vater sind unter den Trümmern gestorben", sagte die 43-Jährige, sichtlich mit den Tränen kämpfend. "Bitte, sehen Sie in Ihr Herz."

"Haiti kann es schaffen - jetzt erst recht"

Bevor Madonna "Like a prayer" sang, nur mit einem einzelnen Gitarristen und einem Gospelchor, trat ein Mann im grauen Anzug auf. "Mein Name ist Bill Clinton und ich bin Gesandter der Vereinten Nationen für Haiti", sagte er. Vor 35 Jahren habe er seine Hochzeitsreise nach Haiti gemacht. "Und wir waren sofort gefangen von diesem Land, seiner Schönheit, seiner Kultur; vor allem aber von seinen Menschen und ihrer Lebensfreude." Dann lächelt der Ex-Präsident: "Vor dem Beben dachte ich: Haiti kann es schaffen. Jetzt, ich sage es Ihnen ehrlich, glaube ich es erst recht."

Wie Clinton war auch Wyclef Jean vergangene Woche in Haiti. Der Musiker (The Fugees) stammt aus dem bitter armen Land und hat dort noch Familie und Freunde. "Ich war da", sagte der 37-Jährige. "Ich habe versucht, meine Freunde aus dem Beton auszugraben. Viele musste ich zum Friedhof tragen." Jetzt drohe mit Hunger und Krankheiten die zweite Welle der Katastrophe. "Aber was immer kommt: Wir werden uns aus der Asche erheben."

dpa