Wissenschaftler sehen Tabak als globales Umweltrisiko

Wissenschaftler sehen Tabak als globales Umweltrisiko
Risiken bei Herstellung, Konsum und Entsorgung: Krebsforschern zufolge ist kein Massenprodukt so gefährlich wie die "Giftpflanze Tabak". Die WHO fordert mehr Nichtraucherschutz.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg sieht globale Umwelt- und Gesundheitsrisiken durch die Tabakpflanze. Schwere Erkrankungen würden nicht nur durch den Tabakkonsum verursacht, sondern auch durch den Anbau der Pflanze, heißt es in einer Mitteilung zum Erscheinen der neuen Veröffentlichung "Umweltrisiko Tabak - von der Pflanze zur Kippe" (Download unter www.tabakkontrolle.de).

Arbeiter auf den Plantagen erkrankten durch Hautkontakt mit den nikotinhaltigen Tabakblättern an Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Kopfschmerzen, Atemnot und akuten Herz-Kreislauf-Leiden, so die Krebsforscher. Durch den massiven Einsatz von Wachstumsregulatoren, Pestiziden und chemischem Dünger werden nach Aussage der Wissenschaftler Böden und Gewässer vergiftet. Auch Tabakabfälle wie Zigarettenkippen tragen zu einer schleichenden Vergiftung der Umwelt bei.

Wertvolle Wälder vernichtet - Kinderarbeit geduldet

Um neue Anbauflächen zu schaffen, werden dem Zentrum zufolge wertvolle Wälder - besonders in den Tropen - vernichtet. Hunger und Armut seien die Folgen, wenn lebensnotwendige Agrarpflanzen durch Tabakanbau ersetzt werden. Daher fordern die Wissenschaftler, Anreize zum Anbau von Lebensmitteln zu schaffen. Zudem kritisieren sie, dass auf den Plantagen auch Kinderarbeit geduldet werde.

Die Krebsforscher bemängelten auch, dass mit Tabak zwar Milliardengewinne erwirtschaft werden, die Folgekosten aber von der Gesellschaft getragen werden müssen. Die volkswirtschaftlichen Kosten des Rauchens betragen den Angaben zufolge allein in Deutschland jährlich rund 34 Milliarden Euro.

WHO: Tabak wichtigste vermeidbare Ursache vorzeitigen Todes

Die Weltgesundheitsorganisation forderte unterdessen mehr gesetzlichen Schutz für Nichtraucher. Trotz verstärkter Anstrengungen in einigen Ländern seien weltweit noch immer mehr als 94 Prozent der Menschheit nicht durch Gesetze vor Tabakrauch geschützt, hieß es bei der Vorstellung des Jahresberichts 2009 über die weltweite Tabakepidemie in Istanbul (auch dieser Bericht ist im Internet verfügbar). Es müsse "schnell gehandelt werden, um Menschen vor Tod und Krankheit ausgelöst durch Tabakrauch zu schützen".

Tabak sei die wichtigste vermeidbare Ursache vorzeitigen Todes und weltweit für mehr als fünf Millionen Todesfälle im Jahr verantwortlich. Ohne geeignete Gegenmaßnahmen könne diese Zahl bis zum Jahr 2030 auf acht Millionen Tote steigen. Die meisten Fälle werde es in Entwicklungs- und Schwellenländern geben.

Im Jahr 2008 sei die Zahl der Staaten mit Rauchverboten um 7 auf 17 gestiegen, darunter auch die Türkei. Die WHO fordert Programme zur Beobachtung des Tabakkonsums, Hilfen zur Entwöhnung, Aufklärungsprogramme, Werbeverbote für Tabakprodukte sowie Steuererhöhungen. Insbesondere müssten Nichtraucher geschützt werden, da es auch beim Passivrauchen keine unbedenkliche Dosis gebe.

epd/dpa