Wirtschaftskraft: Ostdeutsche Länder holen auf

Wirtschaftskraft: Ostdeutsche Länder holen auf
Die ostdeutschen Bundesländer haben bei Wirtschaftskraft und Standortqualität überraschend stark aufgeholt. Die Wirtschaftskrise dagegen schlug vor allem in Bayern und Baden-Württemberg durch, wo eine starke Exportindustrie angesiedelt ist.

Sachsen-Anhalt, aber auch Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern haben einer Studie zufolge überraschend stark bei Wirtschaftskraft und Standortqualität aufgeholt. 20 Jahre nach dem Mauerfall zeige sich, dass alle ostdeutschen Länder inklusive Berlin stark vom Aufschwung profitierten und sich von 2005 bis 2008 besonders dynamisch entwickelten. Aktuell belegen aber Bayern und Baden-Württemberg in puncto Wirtschaftskraft und Wohlstand die Spitzenplätze, gefolgt von Hamburg und Hessen.

Im Mittelfeld liegt Nordrhein-Westfalen, das noch von seiner Substanz zehre. Das geht aus einem Bundesländer-Ranking hervor, das die arbeitgeberfinanzierte Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM/Köln) und die "Wirtschaftswoche" am Freitag vorstellten.

"Getrieben wurde der Aufschwung Ost in den neuen Ländern vor allem vom verarbeitenden Gewerbe", sagte INSM-Geschäftsführer Max Höfer. In den neuen Bundesländern seien zwischen 2005 und 2008 knapp 250.000 neue Arbeitsplätze entstanden. Der größte Sprung nach vorn sei Sachsen-Anhalt gelungen, wo die Arbeitslosenquote um 6,2 Prozentpunkte sank. Bundesweit fiel der Rückgang zwischen 2005 und 2008 mit 3,9 Punkten geringer aus.

Exportorientierte Länder besonders getroffen

Sieht man auf das derzeitige Niveau bei Wirtschaftskraft und Wohlstand, bleiben die ostdeutschen Länder hinter den alten Bundesländern zurück. Platz eins belegt aktuell Bayern, gefolgt von Baden-Württemberg - beide verfügen über eine exportstarke Industrie im Auto- und Maschinenbau. Hinter Hamburg und Hessen folgen Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, NRW, das Saarland, Bremen, Thüringen, Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Berlin.

Erstmals wurde auch ein "Krisenindex" ermittelt, der zwischen Juni 2008 und Juni 2009 zeigt, wo die Wirtschaftskrise wie stark durchschlug. Demnach sind bei Wirtschaftsleistung und Arbeitslosenquote Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg weniger betroffen. Dagegen erwischte die Krise Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Thüringen, NRW und das Saarland wegen ihrer exportorientierten Industrie besonders stark.

Die Studie besteht aus einem "Dynamikranking", das die Entwicklung der Jahre 2005 bis 2008 zeigt - und bei dem die ostdeutschen Länder vorne lagen. Der zweite Teil der Studie ist das "Bestandsranking", das den Ist-Zustand beschreibt. Insgesamt sind 100 wirtschaftliche und strukturelle Indikatoren berücksichtigt - Bruttoinlandsprodukt, Kaufkraft, Investitionsquote, aber auch Ausbildungsplatzdichte oder Kita-Betreuung. Die Analyse stammt von der IW Consult, die zum arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) gehört.

dpa