Russisch-orthodoxe Kirche will Kontakt zu EKD weiterführen

Russisch-orthodoxe Kirche will Kontakt zu EKD weiterführen
Die Rolle von Frauen in der Kirche ist zwischen der russischen Orthodoxie und den Protestanten in Deutschland umstritten. Nun zeichnet sich in dem Konflikt eine leichte Entspannung ab. Das Moskauer Patriarchat hatte nach der Wahl von Margot Käßmann zur EKD-Ratsvorsitzenden einen Abbruch der Beziehungen angedeutet.

Aus der Russischen Orthodoxen Kirche gibt es versöhnliche Signale in Richtung Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Man werde die Kontakte zur EKD auch nach der Wahl von Bischöfin Margot Käßmann zur obersten Repräsentantin der des deutschen Protestantismus nicht abbrechen, sagte der stellvertretende Außenamtsleiter der Moskauer Patriarchats, Philipp Rjabych, am Dienstag. Allerdings sei ein Neustart der Beziehungen nötig.

Der "Außenminister" der Russischen Orthodoxen Kirche, Erzbischof Hilarion Alfejew, hatte in der vergangenen Woche angekündigt die Kontakte zur EKD wegen der Wahl von Käßmann zur Ratsvorsitzenden auszusetzen. Das orthodoxe Kirchenverständnis erlaube keine Frauen in leitenden geistlichen Ämtern, hieß es. Käßmann ist seit zehn Jahren Bischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Die Orthodoxie lehnt im Gegensatz zu den Kirchen der Reformation die Priesterweihe von Frauen ab.

Jubiläumsfeier abgesagt

Die EKD hatte auf die Äußerungen aus dem russisch-orthodoxen Außenamt als "unangemessen" bezeichnet. Käßmann und EKD-Auslandsbischof Martin Schindehütte erinnerten in in einem Schreiben an den seit Februar Moskauer Patriarchen Kyrill I. daran, dass die gegensätzlichen Auffassungen über die Stellung der Frau in der Kirche bisher kein Hindernis für den Dialog gewesen seien. "Die Evangelische Kirche in Deutschland hofft auf eine Fortsetzung des theologischen Dialogs", hieß es in dem Brief. Eine für Ende November geplante Feier zum 50-jährigen Bestehen dieses Dialogs wurde abgesagt.

Rjabych unterstrich, die Russische Orthodoxe Kirche sei beunruhigt von den "liberalen Prozessen, die in den westlichen Kirchen passieren". Die Wahl Käßmanns zur Kirchenvorsitzenden sei eine "Herausforderung". Dennoch habe das Moskauer Patriarchat nicht die Absicht, sich zu isolieren und den Kontakt abzubrechen, fügte er hinzu. Die Beziehungen müssten aber neu gestaltet werden. Zuvor hatte auch der Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Erzbischof Longin von Klin, den Konflikt relativiert. Es gebe bisher keine Anweisung des Moskauer Patriarchats, die Beziehungen zur EKD abzubrechen, erklärte er.

epd