Gespräche mit Piusbrüdern - Strafbefehl gegen Williamson

Gespräche mit Piusbrüdern - Strafbefehl gegen Williamson
Der Vatikan und die Priesterbruderschaft Pius X. haben Verhandlungen über eine Rückkehr der ultrakonservativen Gruppierung in die katholische Kirche aufgenommen.

Die katholische Kirche hat am Montag Verhandlungen mit der ultrakonservativen Piusbruderschaft begonnen. Im ersten Gespräch seien Differenzen in theologischen Lehrfragen angesprochen worden, erklärte der Vatikan im Anschluss an die Begegnung am Sitz der Glaubenskongregation. Unterdessen ist in Deutschland ein Strafbefehl gegen den Piusbischof Richard Williamson wegen Volksverhetzung erlassen worden. Der britische Geistliche hatte den Holocaust in Frage gestellt.

Die umstrittene Priesterbruderschaft Sankt Pius X. gibt es seit dem 1. November 1970. Gründer ist der französische Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991). Er wurde wegen unerlaubter Bischofsweihen im Jahr 1988 exkommuniziert. Die Vereinigung wirft der katholischen Kirche vor, sich nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) zu sehr der modernen Welt geöffnet und den katholischen Glauben verwässert zu haben. Kritiker halten der Bruderschaft vor, eine Parallelkirche mit fundamentalistischen Strukturen aufzubauen. Die Gruppierung hat nach eigenen Angaben weltweit rund 600.000 Anhänger.

Ökumene und Religionsfreiheit sind Themen

Zu den aktuellen Gesprächen hieß es jetzt, die offenen Fragen seien in "freundlichem, respektvollen und konstruktiven Klima" benannt worden, die in zweimonatigen Treffen behandelt werden sollen. Hauptthemen des Dialogs sind demnach das Verständnis von Tradition, die Gottesdienstreform des Zweiten Vatikanischen Konzils sowie die "Interpretation des Konzils in Kontinuität der Tradition der katholischen Lehre". Zudem soll es bei den Treffen um die Einheit der Kirche, die Ökumene, das Verhältnis zwischen dem Christentum zu anderen nicht-christlichen Religionen und die Religionsfreiheit gehen. Als Hauptstreitpunkte gelten das von den Traditionalisten nicht anerkannte Konzil sowie die Öffnung der Kirche für den Dialog mit anderen Religionen und christlichen Konfessionen.

Beobachter sahen vor dem Beginn der Gespräche die Formel einer "Anerkennung der Konzilslehren im Licht der Tradition" als Möglichkeit einer Einigung. Demnach müssten die Traditionalisten Reformen, die sie als Bruch mit der Tradition ansehen, nicht anerkennen. Der Generalobere der Bruderschaft, Bischof Bernard Fellay, hatte sich zuvor optimistisch geäußert. Er rechnet nach eigenem Bekunden damit, dass der Heilige Stuhl eine nach dem Vorbild der konservativen Vereinigung Opus Dei dem Papst unterstehende Personalprälatur für die Traditionalisten gründen werde. Eine solche Einrichtung würde ihr Wirken unabhängig von den Ortsbischöfen machen.

Den Holocaust verharmlost

Wie am Montag weiter bekannt wurde, hat das Amtsgericht Regensburg gegen Williamson einen Strafbefehl wegen Volksverhetzung erlassen. Dies bestätigte der zuständige Leiter der Justizpressestelle am Oberlandesgerichtsbezirk Nürnberg, Richter Thomas Koch. Der Strafbefehl sei allerdings noch nicht rechtskräftig. Williamson könne dagegen innerhalb von zwei Wochen Einspruch einlegen. Der Geistliche hatte in einem Interview mit schwedischen Journalisten in einem bayerischen Kloster den Holocaust verharmlost und die Existenz von Gaskammern bezweifelt.

Sollte er den Strafbefehl akzeptieren, gilt der Bischof nach deutschem Recht als vorbestraft. Offenbar plant Williamson jedoch, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Der Vatikan hatte im Januar die Exkommunikation der damals unerlaubt geweihten vier Bischöfe aufgehoben. Dies hatte internationale Empörung ausgelöst, weil unter den vier Traditionalistenbischöfen auch Williamson war. Der Vatikan hatte wiederholt bekräftigt, das Kirchenoberhaupt sei nicht in Kenntnis der Äußerungen von Williamson gewesen.

epd